Krimis verkaufen sich gut. Kein Wunder also, dass viele auf diesen Zug aufspringen und Krimis, Thriller oder – als neuesten Trend – Regionalkrimis schreiben. Unter der Masse an Krimis, die jährlich erscheinen, die Perlen herauszufiltern wird da schwierig. Gefährliche Geliebte ist definitiv solch eine Perle, die es sich zu lesen lohnt.
Vielleicht liegt es daran, dass eine Übersetzung aus dem Japanischen aufwendig und teuer ist und deshalb genau ausgewählt wird, was übersetzt wird. Zumindest zeichnen sich alle aktuellen Titel erschienen japanischen Krimis (Feuerwagen, Trübe Wasser im Tokio) durch einen ungewöhnlichen Plot, neuartige Perspektiven und überraschende Handlungsumschwünge aus und wurden auf japanliteratur.net durchweg positiv besprochen.
Auch Verdächtige Geliebte – so unspektakulär der Titel auch klingen mag, erinnert er doch gleich an Murakamis Gefährliche Geliebte – hat etwas Unkonventionelles, Erfrischendes.
Der Mord selbst geschieht im Affekt, Motiv und Täterin sind gleich zu Beginn klar: Eine Frau wird von ihrem Exmann immer wieder belästigt. Als er sie und ihre Tochter eines Abends in ihrer Wohnung wieder um Geld bittet und bedroht, erwürgen die Frauen ihn kurzerhand mit einem Stromkabel.
Spannend wird der Fall dadurch, dass der Nachbar, der schon lange in die Frau verliebt ist, anbietet, den Mord zu vertuschen. Zwar ist er schüchtern, aber ein genialer Mathematiker, der mit einer Logik an die Vertuschung des Falles herangeht, dass es die Polizei schwer hat. Doch er bekommt einen würdigen Gegenspieler: Auf Seiten der Polizei unterstützt ein alter Studienfreund die Ermittlungen, der genau über die Genialität des Mathematikers Bescheid weiß.
Wir erleben die Ermittlungen nun aus mehreren Perspektiven. Es beginnt ein subtiles Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Beteiligten. Anders als bei üblichen Krimis, bei denen man sich eine Lösung des Falles wünscht, fiebert man hier aber mit der Mörderin mit und hofft, dass sie unentdeckt bleibt. Dabei wird erst ganz zum Ende klar, wie der Mord nun tatsächlich vertuscht wurde – und die Auflösung hält noch eine große Überraschung bereit.
Das Beziehungsgeflecht in „Verdächtige Geliebte“ ist ungewöhnlich, da jede Figur ihre ganz eigenen Interesse verfolgt. Dies führt zu einem komplexen Spiel, indem alle miteinander interagieren, jeder aus seiner Perspektive und mit seinen Motiven. Daraus entsteht eine Dynamik, die den Reiz dieses Krimis ausmacht.
Fazit
Ein intelligenter Kriminalroman mit dramatischem und überraschendem Ende.Verfasst am 23. November 2012 von Friederike Krempin