Bücher zum Atombombenabwurf auf Hiroshima gibt es viele, doch dieses Buch zeichnet sich durch eine ganze besondere Veröffentlichunsgeschichte aus.
Ein Jahr nach den Ereignissen zeichnet Hisashi Tōhara, der zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs 18 Jahre alt ist, seine Erlebnisse von diesem Tag in einem kleinen Notizbuch auf. Erst nach seinem Tod findet seine Frau das Notizbuch und ist erstaunt ist über seine Offenbarungen, denn Zeit seines Lebens hatten die Eheleute nicht ein einziges Mal über den 06. August 1945 gesprochen.
Der Bericht ist insgesamt sehr kompakt. Von den 63 Buchseiten machen rund ein Viertel das Nachwort aus. Tōharas Bericht enthält auch nicht unbedingt „Neues“. Zu viel wurde bereits über das Grauen und das Leid der Bewohner Hiroshimas am Tag des Bombenabwurfs und danach geschrieben.
Was Tōharas Bericht aber so besonders macht, ist, dass er mit relativ kurzem Abstand zu den Ereignissen und ohne eine Absicht zur Veröffentlichung verfasst wurde. Tōharas Bericht ist damit ein besonderes Zeitdokument, das tiefe Einblicke in die Gedanken eines Mannes gibt, der Unvorstellbares erlebt hat.
Trotz seiner Erlebnisse fühlt sich Tōhara vor allem schuldig: Schuldig, weil er anderen Opfern nicht allen helfen konnte, schuldig, weil er überlebt hat. Schuldig, weil er, wie er selbst schreibt, die Hölle gesehen hat und sich als schwachen Menschen erlebt hat. Wie sehr Tōhara trotz seines Schweigens die Erlebnisse des 06. August 1945 geprägt und belastet haben, lässt sich anhand der Gedanken des damals noch am Beginn seines Erwachsenenlebens stehenden Mannes nur erahnen.
Fazit
Ein wichtiges Zeitdokument, das zum 80. Jahrestag des Atombombenabwurfs nun auch auf Deutsch erschienen ist.Verfasst am 8. Juni 2025 von Friederike Krempin