Ein Buchcover sollte für ein Buch werben und einen Hinweis auf den Inhalt geben oder durch seine Gestaltung zumindest neugierig machen. Bei der Graben ist dies gründlich schief gegangen.
Das düstere Cover, die mit Blut bespritzte Schrift sowie das Zitat von The Times („Eiskalter Horror trifft auf ein apokalyptisches Szenario…“) wirken für Thriller-Fans absolut ansprechend. Insgesamt wirkt der Roman in seiner Aufmachung
und durch seinen Umfang so wie ein leicht konsumierbarer, unterhaltender Roman für zwischendurch. Dass der Autor mit seiner Geschichte aber durchaus in die Tiefe geht und dabei nicht so viel „Horror“ anwendet wie versprochen, wird Thriller-Fans enttäuschen.
Der erste „Horror“ im Roman besteht zunächst darin, dass sich die Zahl Pi nicht mehr berechnen lässt. Für Mathematiker und Physiker ist dies zunächst ein Grund zur Beunruhigung, außerhalb der Wissenschaft aber nimmt niemand davon Notiz. Spannend wird es erst, als dazu plötzlich überall auf der Welt spurlos Menschen verschwinden.
Die Journalistin Saeko Kuriyama, deren Vater selbst vor vielen Jahren auf diese mysteriöse Weise verschwunden ist, beginnt für eine Magazinserie mit der Recherche nach den vermissten Personen. Der erste Teil des Romans beschäftigt sich vor allem mit der spannenden Spurensuche und den Ursachen für das Verschwinden.
Saeko, die selbst sehr mathematisch-technisch denkt und von ihrem Vater viel über Physik und Philosophie gelernt hat, merkt schnell, dass sie mit ihrer üblichen Recherche nicht weiterkommt. Das Verschwinden der Menschen ist mit üblichen Gesetzen nicht zu erklären. Was also, wenn sich eines der Gesetze geändert hat?
War Pi nicht nur ein Wert? Hatte die Veränderung irgendeine Auswirkung auf die Alltagswelt? […] Pi spielte eine entscheidende Rolle in einer Reihe von Gleichungen, die verschiedene Phänomene des Universums beschrieben. Wenn dieser
Wert sich veränderte, musste sich das zwangsläufig auf die reale Welt auswirken. Wenn Zahlen sich verschoben, mathematische Lehrsätze nicht mehr gültig waren, bedeutete dies nichts Geringeres als den Zusammenbruch der Gesetze der Physik. (412)
Kôji Suzukis der Graben ist also kein einfacher Thriller, er stellt vielmehr die Frage danach, was die Welt im Innersten zusammenhält und was passiert, wenn diese Prinzipien aufgebrochen werden. Trotz des Covers ist der Graben also ein absoluter Geheimtipp für alle, die anspruchsvolle Romane mit interessanten Charakteren, Zahlenmagie und philosophischen Fragen mögen.
Fazit
Die Erwartungen, die auf dem Buchcover geweckt werden, kann dieser Roman nicht erfüllen. Trotzdem ein großartiges Buch!Verfasst am 7. April 2014 von Friederike Krempin
Tags: Apokalypse, Parallelwelt, Wissenschaft