Romanze östlich des Sumidagawa

Romanze östlich des Sumidagawa



濹東綺譚

Viele Romane gibt über die angeheizte Stimmung und die Entwicklung des Militarismus in Japan vor dem Krieg. Kafû Nagai aber schreibt im Jahr vor Kriegsbeginn eine sanfte und ruhige Liebesgeschichte, die weniger die momentane Stimmung einfängt, sondern sich vielmehr auf Spurensuche nach dem alten Tôkyô begibt.

Ein in die Jahre gekommener Schriftsteller streift durch die Stadtviertel Tôkyôs, immer auf der Suche nach Beobachtungen und Eindrücken. Ihn zieht es dabei vor allem in die Vergnügungsviertel, wo er an einem Regentag die rund 30 Jahre jüngere Prostituierte O-Yuki kennenlernt. Weil es regnet, leiht er ihr seinen Schirm und sie lädt ihn zu sich ein. Damit beginnt eine Liebesbeziehung.

Der Schriftsteller besucht O-Yuki von nun an regelmäßig, wobei er die Treffen immer bezahlt. Liebesszenen gibt es keine, dafür schildert Nagai die Gespräche der beiden und fängt Eindrücke von O-Yuki ein. Es sind wirklich nur Eindrücke, denn trotz allem bleibt sie flüchtig: Was sie vorher gemacht hat, wie sie mit ihren anderen Freiern umgeht, all dies bleibt außen vor. O-Yuki wirkt nahezu edel, der Schriftsteller sieht sie in ihren traditionellen Kimonos in Kontrast zu modernen, gewöhnlichen Prostituierten.

Der Schriftsteller selbst thematisiert immer wieder den Anspruch, realistisch zu erzählen. So lässt er die Geschichte dann auch auslaufen: Plötzlich, rasch wie die Romanze gekommen ist, wird sie beendet, ohne große Tränen, Konflikte oder ein Wiedersehen.

O-Yuki und ich kannten bis zuletzt unsere eigentlichen Namen und unser eigentliches Zuhause nicht. […] Unser Verhältnis war von der Art gewesen, daß wir, falls wir uns trennen sollten, nie wieder Gelegenheit haben oder Wege finden würden, uns ein zweites Mal zu begegnen. (114)

Die Qualität der Erzählung liegt in den Bildern und Szenen, die Nagai beschreibt. Auch wenn das Tôkyô der 30er Jahre für uns weit entfernt ist, wird die damalige Zeit durch die kleinen literarischen Szenen lebendig. Dazu tragen auch die genauen Schilderungen des Wetters und Klimas bei.

Fazit

Eintauchen ins Tôkyô der 30er Jahre - eine authentisch wirkende Liebesgeschichte, die ästhetische Bilder konserviert.

Verfasst am 12. Januar 2012 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 23. August 2019

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