Im unruhigen Japan der 30er Jahre, in dem sich der 2. Weltkrieg langsam ankündigt, sind die vier Marioka-Schwestern vor allem mit sich selbst beschäftigt. Als Töchter einer altehrwürdigen Familie aus Ôsaka, deren beste Jahre zwar vorbei sind, die aber immer noch ein hohes Ansehen genießt, beziehen sich die Sorgen der Frauen auf drei Dinge: Heirat, Kinder und die Familie.
Aber nicht alle Schwestern Benehmen sich ihrem Status angemessen. Während die beiden älteren Schwestern Tsuruko und Sachiko schon verheiratet sind, hat die Affäre der jüngsten Schwester Taeko verhindert, dass Yukiko heiraten konnte und so zieht sich die Suche nach einem geeigneten Mann für Yukiko als roter Faden durch das gesamte Buch. Taeko dagegen beginnt sich zu emanzipieren und äußert sogar den Wunsch, ins Ausland zu gehen.
Die über 500 Seiten lesen sich wie ein Familienroman und sind ideal für alle, die dicke Schmöker mögen. Tanizaki erzählt keinesfalls ausschweifend, sondern entwickelt die Geschichte der Schwestern über einen Zeitraum von mehreren Jahren weiter.
Die Probleme, die die Schwestern haben, sind in gewisser Weise Luxusprobleme: Die Frauen haben Hausangestellte, die
Familie ist insgesamt – trotz des langsamen wirtschaftlichen Niedergangs – immer noch mit genügend Rücklagen ausgestattet. So können es sich die Schwestern zunächst noch leisten, Heiratspartner abzulehnen, die ihnen nicht adäquat genug erscheinen.
Währen die Schwestern – besonders die beiden älteren – noch alten Traditionen und verhaftet sind, verändert sich die Welt um sie herum langsam und kaum spürbar. Taekos Affären, ihr Aufbegehren und ihr Wunsch, eigenes Geld zu verdienen, sind erste Anzeichen dafür. Dagegen steht das Ansehen der Familie, das vor dem Schicksal des Einzelnen steht. Der Mann der ältesten Schwester entscheidet als Familienvorstand über das Schicksal der Schwestern bin hin zum Wohnort.
Tanizaki nimmt sich ausreichend Platz, um das Leben der japanischen Frauen in der oberen Schicht zu beschreiben. Neben der Hochzeit geht es auch um Kindererziehung, Zeremonien zur Ahnenverehrung, Geburten, Krankheit, Tod und schließlich auch Naturkatastrophen. Dies alles zusammen gibt beim Lesen das Gefühl, ganz nah an der damaligen Zeit dran zu sein – ohne dass der Roman schmalzig oder kitschig wirkt wie manch anderer herkömmlicher Familienroman.
Interessant für deutsche Leser dürfte auch Tanizakis Affinität zu Deutschland in diesem Buch sei. Deutschland ist allgegenwärtig, sei es durch die deutsche Medizin, die besser wirkt, die deutschen Nachbarn mit Nachnamen Stolz oder den Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Auch wenn es immer nur kleine Anmerkungen sind ist es spannend zu lesen, wie Deutschland zu dieser Zeit aus japanischer Perspektive betrachtet wird.
Fazit
Ein richtiger Schmöker! Und eines der Werke japanischer Literatur des 20. Jahrhunderts, das man gelesen haben sollte.Verfasst am 2. September 2013 von Friederike Krempin
Tags: Familiensaga, Frauen in Japan, Junichiro Tanizaki, Osaka, Zwischen Tradition und Moderne