Lebensgeister

Lebensgeister



スウィート・ヒアアフター

Fast jedes Jahr spendiert Diogenes uns inzwischen eine Neuveröffentlichung von Banana Yoshimoto. Das ist wunderbar, denn 2016 halten sich die japanischen Neuerscheinungen in Deutschland doch eher in Grenzen. Weniger erfreulich dagegen ist, dass Yoshimoto inzwischen wohl der Erzählstoff auszugehen scheint: Ein Buch liest sich wie das andere.

Und so geht es auch in Lebensgeister wieder um Tod und Trauer: Die Endzwanzigerin Sayoko führt eine lockere Beziehung zu einem Künstler in Kyôtô. Bei einem Autounfall stirbt er, Sayoko bleibt schwerverletzt zurück. Nachdem Sayokos körperliche Verletzungen geheilt sind, versucht sie nun auch ihre Seele zu heilen.

Vom Thema her hat Lebensgeister damit sehr viel Ähnlichkeit zu Yoshimotos bekanntestem Roman Kitchen von 1988. Allerdings geht es in Lebensgeister weniger ums Essen, sondern um – wie der Titel schon verrät – die Geister, die Sayoko seit ihrem Unfall sehen kann. Damit geht diese nur knapp 160 Seiten lange Erzählung ins Transzendente, genau wie Federkleid, Ihre Nacht und der See. Nimmt man nun noch die Handlungsarmut des Buches und den Versuch, durch einen Umzug Veränderung ins Leben zu bringen, landet man sehr schnell bei der Handlung von Moshi Moshi.

Lebensgeister liest sich leider nicht nur wie eine Vermischung von all dem, was wir von Yoshimoto schon kennen, es wirkt dazu noch wie eine abgespeckte Variante: Die 160 Seiten in relativ großem Druck lesen sich in weniger als zwei Stunden.

Trotz all dieser Kritik ist Lebensgeister aber natürlich kein schlechtes Buch. Yoshimoto erzählt so ruhig und feinfühlig wie immer, beschreibt die Seelenzustände von Sayoko liebevoll mit Bildern. Das Buch selbst ist handlungsarm, Sayoko erlebt sich vor allem innerlich. Wer selbst Schmerz zu überwinden hat, den werden Yoshimotos ruhige Erzählweise und die klugen Sätze trösten.

Wer Banana Yoshimoto noch nicht kennt, wird über dieses sanfte Buch sicher überrascht sein. Es gibt noch mehr tolle Bücher von ihr zu lesen, einige Hinweise dazu sind dazu ja oben schon aufgeführt. Für alle anderen ist dieses Buch aber leider nur eine Aufwärmung alter Geschichten – in einer aber zugegeben wie immer durchaus charmanten Verpackung.

Fazit

Ein typisches Yoshimoto-Buch, das leider erzählerisch nichts Neues enthält.

Verfasst am 2. Oktober 2016 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 23. August 2019

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