Kitchen ist Yoshimotos erstes und zugleich wohl auch bekanntestes Buch. Nicht zu Unrecht erntete das Buch, das 1996 sogar von Jim Ho verfilmt wurde, durchweg positive Kritiken. Als Grundstein für Yoshimotos Werk enthält es die für sie so charakteristischen Motive und den typischen Yoshimoto-Stil, der sich durch ihr gesamtes Werk zieht.
Kitchen besteht aus drei Erzählungen, in denen die Figuren immer den Tod eines wichtigen Menschen zu verkraften haben. Sie sind aus ihrem bisherigen Leben herausgerissen und lassen sich treiben, erleben die grenzenlose Einsamkeit, aber entdecken auch Verbundenheit zu neuen Menschen.
Die ersten beiden Erzählungen, Kitchen und Kitchen 2, hängen eng zusammen: In der ersten Erzählung muss Mikage den Tod ihrer Großmutter, der noch einzig lebenden Verwandten, überwinden. Ein besonderer Trost für Mikage sind Küchen, denn Küchen und ein gutes Essen bedeuten für sie Geborgenheit. Einen weiteren Tost findet sie in ihrem Kommilitonen und seiner „Mutter“ Eriko, die eigentlich ein Mann ist.
So seltsam die Verbindung dieser drei unterschiedlichen Menschen ist, Mikage zieht bei Yûichi und Eriko ein und die drei werden eine kleine Familie. Doch in Kitchen 2 wird diese Familie wieder auseinandergerissen. Mikage muss erneut einen Verlust überwinden – auch dabei wird das Essen in Form einer Portion katsudon wieder eine zentrale Rolle einnehmen.
In der dritten Erzählung verliert die 20-jährige Satsuki ihren Freund, mit dem sie über vier Jahre zusammen war. Diese Geschichte steht Kitchen qualitativ in nichts nach, auch wenn hier nicht das Essen, sondern ein magischer Moment Trost spendet.
Kitchen enthält wichtige Elemente, die sich auch in späteren Büchern von Yoshimoto immer wiederfinden lassen. Die Erzählung sind ruhig und sehr melancholisch. Die Figuren erkennen, dass sich die Welt nicht um sie dreht, dass das Schicksal nicht beeinflussbar ist. Auch wenn diese Erkenntnis hart ist, schafft Yoshimoto es, in diese Botschaft wie immer etwas Tröstliches zu legen: Diese Erkenntnis anzunehmen, bedeutet für die Figuren der Erzählungen nicht Flucht in den Fatalismus, sondern eine ruhige Gelassenheit gegenüber der Welt. Sie Schaffen sich ihre eigene kleine Welt, in die sie sich zurückziehen können.
Mit diesem Buch versteht man Yoshimotos Werk insgesamt besser. Es ist atmosphärischer als ihre späteren Erzählungen wie Eidechse oder Mein Körper weiß alles und Einsteigern deshalb auf jeden Fall zu empfehlen. Wem Kitchen gefallen hat, der sollte auf jeden Fall auch Federkleid lesen, das alle in Kitchen enthaltenen Themen in einem Roman verdichtet.
Fazit
Drei wundervoll melancholische, tröstende Geschichten. Dieses Buch ist der Prototyp von Yoshimotos Erzählkunst!Verfasst am 3. Oktober 2010 von Friederike Krempin
Tags: Banana Yoshimoto, Einsamkeit, Heilung, Umgang mit dem Tod, Verlust