Nach einer 8 Jahre lang dauernden Affäre mit einem verheirateten Mann wird Hotaru plötzlich von ihm verlassen. Sie flieht aus Tôkyô, das für sie nur noch bedrückend ist, zurück in ihre Heimatstadt und versucht, ihren Schmerz zu überwinden.
Hotaru hat ihr ganzes bisheriges Leben auf den Mann ausgerichtet und muss nun lernen, sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse zu finden. Der Rückzug in ihre kleine, verträumte Heimatstadt hilft ihr dabei: sie fühlt sich beruhigt vom Fluss, der seine Flussarme durch die ganze Stadt ausgebreitet hat und durch ständiges Rauschen und Gluckern beruhigend wirkt.
Nicht nur die Stadt wirkt von der wirklichen Welt entrückt, auch ihre Bewohner: es sind alles Bewohner, die eine Verbindung zum Transzendenten haben, also an übersinnliche Kräfte glauben. Da ist zum Beispiel Hotarus Freundin Rumiko, die in ihrer Kindheit auf dem Friedhof ihre Zeit mit Geistern und Fabelwesen verbracht hat. Oder ihre Großmutter, Betreiberin eines schrulligen, mit Orchideen vollgestopften Cafés, die in das Totenreich blicken kann.
Je länger Hotaru in der Stadt bleibt, desto seltsamer werden ihre Erlebnisse. Im Traum begegnet ihr ein toter Mann, der ihr erklärt, wo er das Hochzeitsgeschenk für seine Frau versteckt hat. Und dann ist da noch sein Sohn, der in seinem Wohnzimmer eine kleine Nudelbar betreibt und den Hotaru aus einer anderen Welt zu kennen scheint.
Hotaru ist ein verträumtes Mädchen, das mit allen Sinnen ihre Umwelt erlebt. Ihre Wahrnehmungen von Licht, Düften, Geräuschen und der Natur erzeugen eine atmosphärische, aber ruhige Stimmung. Hotarus friedliche Heimatstadt ist in ihrer Entrücktheit von der Welt ein kleiner Rückzugsort und Trost für alle, die unter dem Verlust eines geliebten Menschen leiden.
Fazit
Eine ruhige und verträumte Erzählung, die einen Weg aufzeigt, mit Trennung und Tod umzugehen - Balsam für die Seele.Verfasst am 24. Mai 2010 von Friederike Krempin
Tags: Banana Yoshimoto, Einsamkeit, Heilung, Realitätsverlust, Surreales