C. W. Nicol hatte die Idee zu einer wirklich vielversprechenden Geschichte: Ein Waliser in den Mittvierzigern schlägt sich in Japan als Übersetzer durch, trifft dabei auf die Yakuza, übersetzt amerikanische Pornos und wir schließlich selbst zum Drehbuchautor.
Ein guter Start
Die anspruchsvollen Texte aus Pornos ins Japanische übersetzen ist gar nicht mal so einfach. „Gib`s mir!“ direkt zu übersetzen würde im Japanischen viel zu hart klingen. Aber Gareth Owens kennt sich zum Glück gut genug mit der japanischen Sprache aus. Wenn er nicht für die Yakuza arbeitet, trainiert er Karate, unterrichtet an der Universität oder schläft mit einer viel zu jungen Bekannten – und dann gibt es noch seinen Hund Boozer, der regelmäßig sein Bierchen braucht.
Mit dem „White Hippo“ eskaliert es
All dies würde den Stoff für eine wirklich unterhaltsame Geschichte bieten. Doch die eigentliche Story ist eine Fehlübersetzung Gareths: Für einen Schriftstellerfreund übersetzt er einen Roman mit dem Titel „Die Silberbirke“ ins Englische. Nur interpretiert Gareth den Text so falsch, dass daraus das „White Hippo“ wird und der ganze Roman sich durch seine Interpretation vollkommen anders entwickelt als der Autor im Original im Sinne hatte.
Gareth reicht das Manuskript bei einem Verlag ein und das Buch schlägt ein wie eine Bombe. Damit ist die Geschichte eigentlich zu Ende – wenn Nicols nicht noch die hübsche Yakuzatochter aus dem Hut ziehen würde. Weil sich Gareth mit ihr einlässt, muss er aus Japan fliehen, aber sie folgt ihm bis nach Wales und sie heiraten. Später versöhnen sie sich mit dem ungehaltenen Vater, Gareth darf seinen kleinen Finger doch behalten und sie wohnen wieder in Japan. Nach einer Exkursion nach Russland, bei der Gareth seine Kampfkünste demonstrieren kann, landet er schließlich im kanadischen Ferienressort seines Schwiegervaters, der nun mit ehrlicher Arbeit Geld verdienen will.
Wenig ausgereifte Charaktere, vertane Chancen
Auch wenn es am Anfang so scheint, als könnte Gareth ein ganz interessanter Kerl sein, macht Nicol ihn mehr und mer zum Helden, der alles kann und dem alles zufällt. Das macht ihn langweilig – genau wie auch die anderen Charaktere, die keine wirklichen Ecken und Kanten haben. So wie Gareth sich in seiner Übersetzung zum White Hippo verliert, verlierst sich auch irgendwann die Geschichte selbst.
Fazit
Eine zunächst spannende Story, aus der aber leider nicht allzu viel herausgeholt wird.Verfasst am 17. Mai 2015 von Friederike Krempin
Tags: Humor, Übersetzung, Yakuza