Yoko Ogawa ist bekannt für ihre ruhige, träumerische Erzählweise. Doch keines ihrer Bücher schaffte es bisher so in eine magische Welt abzutauchen wie Augenblicke in Bernstein.
Es ist schwierig, viel über dieses Buch zu schreiben, ohne ihm den Zauber zu nehmen, denn das Geheimnis der magischen Welt dreier Geschwister, die alleine mit ihrer Mutter in einem großen, verfallenen Anwesen leben, würde dadurch gelöst. Dabei macht gerade dieses Geheimnis den Zauber des Buches aus: Man liest und verliert sich in der verträumten Atmosphäre, wundert sich zugleich aber auch immer wieder und fragt sich, was noch Realität sein kann und was Traum. War diese Grenze bei Yoko Ogawa bisher immer gegeben, scheint sie in diesem Roman erstmals völlig zu verschwimmen.
Am Ende des Buches bietet Ogawa dann eine Lösung an, die die gesamte Geschichte in einem vollkommen anderen Licht erscheinen lässt. Eigentlich muss man zu diesem Punkt das Buch noch einmal neu lesen und die Geschichte neu erleben, denn plötzlich stehen die Ereignisse in einem ganz anderen Licht und alles lässt sich erklären. Das ist das ganz besondere an diesem Buch: Erst liest man es staunend und ungläubig, aber die wahre Verarbeitung setzt erst nachher ein und die Geschichte lässt einen nicht mehr los.
Fazit
Verträumt, magisch, surreal - und mit einer Überraschung am Ende.Verfasst am 21. April 2019 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 24. August 2024