Natsuo Kirino ist bekannt für ihre düsteren Krimis, mit denen sie die menschlichen Abgründe aufzeigt. Mit The Goddess Chronicle wagt sie sich auf ein neues Terrain: Dieser Roman ist nicht nur eine Liebesgeschichte, er verarbeitet auch die japanische Mythologie.
Kirinos mythologisch inspirierte Liebesgeschichte ist zeitlos. Ähnlich, wie etwa die Märchen der Brüder Grimm spielt sie an einem unbekannten Ort, zu einer nicht genau definierten Zeit, irgendwo auf einer kleinen Insel im japanischen Meer. Das japanische Festland ist nur mühselig mit Booten zu erreichen, die meisten Inselbewohner verbringen ihr ganzes Leben auf der Insel – außer sie sind zum Fischfang unterwegs.
Die Hierachien auf der Insel sind festgelegt, das Leben stark reglementiert und durch einen religiösen Glauben geprägt. Die junge Namima scheint zunächst ein gutes Leben zu führen, denn die wird in die ranghöchste Familie der Insel hineingeboren. Anders als andere Familien weiter unten in der Hierarchie muss in ihrer Familie niemand hungern. Doch dafür stellt ihre Familie die Priesterinnen – eine für das Leben, eine für den Tod.
Anfangs ist die Geschichte von Namima, da zur Priesterin des Todes bestimmt ist und damit für den Rest ihres Lebens alleine auf dem Inselfriedhof leben muss, einfach nur eine erfrischende, herrlich ruhige Geschichte von einem einfachen Leben auf einer abgelegenen Insel, wie sie sich tatsächlich zugetragen haben könnte. Doch dann verknüpft Kirino Namimas Lebensgeschichte mit der Mythologie um Izanagi und Izanami.
Wie Kirino dies genau tut, soll hier noch nicht genauer verraten werden, denn der Reiz der Geschichte liegt gerade in den überraschenden Ereignissen, die sich in Namimas Leben ergeben. Gepaart mit einer leicht melancholischen Erzählweise und kleinen Hinweisen, in denen Namima immer wieder einzelne Lebensereignisse deutend vorwegnimmt, ergibt sich eine fantastische Erzählung zwischen Inselkult, Mystik, Mythologie und Fantastik.
Fazit
Fantastisch, mystisch - und dazu eine große, tragische Liebesgeschichte.Verfasst am 3. März 2014 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 26. August 2019