Das Ende des Bengalischen Tigers

Das Ende des Bengalischen Tigers



Originalausgabe:
寡黙な死骸 みだらな弔い Jitsugyo no Nihonsha 1998

Aus dem Japanischen von Sabine Mangold:
Liebeskind Verlag
224 Seiten
ISBN: 978-3935890755

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An einem wunderschönen, friedlichen Sonntag betritt eine Frau eine Konditorei. Sie möchte zwei Erdbeertörtchen kaufen. Für ihren Sohn. Wie jedes Jahr. Auch wenn er schon vor langer Zeit, eingesperrt in einem alten Kühlschrank, auf einer Müllhalde gestorben ist. Doch die Konditorin kommt sie nicht bedienen. Sie steht weinend im Hinterzimmer am Telefon.

Ruhig, beschaulich und doch zugleich etwas skurril beginnt das erste Kapitel von Yôko Ogawas neuestem Roman. Eigentlich ist der Roman gar nicht so neu, sondern in Japan schon 1998 erschienen. Und eigentlich handelt es sich bei diesem „Roman“ auch eher um eine Sammlung von 11 Erzählungen, die alle vom Thema Tod, Sterben und sogar Morden handeln.

Trotzdem sind die Erzählungen so eng miteinander verknüpft, dass man hier ohne weiteres von einem Roman sprechen kann. Zwar sind die Erzählungen alle sehr verschieden, sowohl vom Handlungsaufbau, von den Protagonisten als auch von der Stimmung her. Aber trotzdem werden sie wie durch eine unsichtbare Kraft zusammengehalten, bilden ein Netz: Mal taucht die Figur aus der einen Geschichte in der anderen wieder auf. Mal sind es auch einfach ein paar Tomaten, die in einer Erzählung auf die Straße gefallen sind und in der nächsten vom Protagonisten verspeist werden.

Diese Verknüpfungen zu entdecken macht den eigentlichen Reiz des Romans aus. In manchen Geschichten gibt es nämlich Situationen, die unverständlich sind. Eine Erklärung dafür findet man in anderen Erzählungen. Zum Beispiel klärt sich später auf, warum die Frau in der Konditorei nicht von der Konditorin bedient wird, die im Nebenraum weinend am Telefon steht. Oder warum in einem alten Postamt ein Haufen Kiwis lagert.

Auch wenn es im Roman um Tod und sogar Mord geht – deprimierend sind die Erzählungen nicht. Wie die Konditoreiszene sind alle Erzählungen seltsam ruhig, manchmal etwas skurril oder sogar makaber. Ogawa behandelt den Tod in ihren Erzählungen als ein ganz normales Element des menschlichen Lebens, das immer wieder – wie auch im wirklichen Leben – in neuen Facetten auftritt.

Fazit

Ogawa lässt auf auf kunstvolle Weise Erzählung und Roman miteinander verschmelzen.

Verfasst am 19. Februar 2011 von

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