Wasabi zum Frühstück

Wasabi zum Frühstück



Auch wenn der Titel vielleicht suggerien könnte, es handele sich hier um seichte Frauenliteratur, trifft das auf das Buch überhaupt nicht zu. Der Inhalt der zwei Erzählungen, die sich mit interkultureller Kommunikation und dem Zusammenleben verschiedener Nationalitäten beschäftigen, ist sogar sehr ernst.

Die Autorin Foumiko Kometani ist nach Amerika ausgewandert und hat einen Amerikaner geheiratet. Ursprünglich Malerin, widmete sie sich nach der Geburt ihres geistig behinderten Kindes der Schriftstellerei. Kometani schreibt immer wieder über ihre eigenen Erlebnisse, kontrastiert die Kulturen, beschreibt die Kommunikationsprobleme, die sich aus den Kulturunterschieden ergeben.

Das Bild, das dabei entsteht, ist zumindest in diesem Buch ein recht negatives. In der ersten Geschichte Family Business, für die für die deutsche Fassung der Titel Wasabi zum Frühstück gewählt wurde, besucht eine japanische Emigrantin ihre Heimat. Ihre Erlebnisse dort sind ganz alltäglich, aber durch ihre Außenperspektive bewertet sie das japanische Verhalten neu, kontrastiert es immer wieder mit ihren Erfahrungen in Amerika und findet viele Vor- und Nachteile. Deutlich wird aber nicht nur, dass sie Abstand zu Japan bekommen hat, sondern auch, dass die Japaner sie inzwischen als Fremde ansehen, die vieles nicht mehr richtig beurteilen kann.

Den Gegenpart dazu bildet die zweite Geschichte Feuersäulen, die in den USA spielt. Hier erlebt eine Japanerin die Unruhen in Los Angeles von 1992, die durch die Diskriminierung der Schwarzen ausgelöst wurden. Das Thema dieser Erzählung ist weniger der Kulturvergleich als vielmehr die Diskriminierung von Minderheiten – auch untereinander.

Die beiden Geschichten lesen sich wie zwei Seiten einer Medaille. Sie werfen ein Bild darauf was es bedeutet, eine internationale Ehe zu führen und sich langfristig in einen anderen Kulturkreis zu begeben. Sie zeigen das Bild einer Frau, die zwischen zwei Welten steht: In Japan ist sie nicht mehr zu Hause, in Amerika bleibt sie wegen ihres Aussehens immer eine Asiatin. Während heute viel und enthusiastisch von Globalisierung gesprochen wird, zeigt Kometani, dass wir noch lange nicht so weit sind, von einer Weltkultur sprechen zu können.

Fazit

Kometani gibt einen interessanten Einblick in Kulturunterschiede zwischen Ost und West, in Schwierigkeiten der interkulturellen Kommunikation.

Verfasst am 6. November 2011 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 7. Mai 2019

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