Jeder hat sie: Erinnerungen an Sommerurlaube aus der Kindheit, die nicht verblassen. In denen die Welt für einen kurzen Moment angehalten zu sein scheint und in denen man mit den wichtigsten Menschen zusammen ist und sich geborgen fühlt. Yoshimoto beschreibt in Tsugumi genau dieses Gefühl.
Ihre gesamte Kindheit und Jugend hat Maria mit ihrer Mutter in einem kleinen Küstendorf in der Pension ihrer Tante gewohnt. Ihre Cousine Tsugumi, die zwar körperlich sehr kränklich ist, dafür aber die ganze Familie herumkommandiert, ist für sie beste Freundin und Schwester zugleich. Nun will Marias Mutter aber endlich mit dem Mann, für den sie bisher nur eine Geliebte war, in Tokyo zusammenziehen. Maria muss sich von ihrer bisherigen Heimat und Familie trennen.
Aber nicht nur für sie ist ein Lebensabschnitt zu Ende gegangen. Auch ihre Tante und deren Mann beschließen, die Pension aufzugeben und ein neues Gästehaus in den Bergen zu eröffnen. Auch Tsugumi wird also das Fischerdorf gemeinsam mit ihren Eltern verlassen und so bleibt den beiden nur noch ein letzter gemeinsamer Sommer.
Von diesem Sommer erzählt Yoshimoto wieder in ihrer typischen Art, die man beim ersten Lesen oberflächlich als ereignislos bezeichnen könnte. Doch in die jeden Tag gleiche Urlaubsidylle schleicht sich langsam ein Abschiedsschmerz und die Erkenntnis ein, einen Schritt in einen neuen Lebensabschnitt, ins Erwachsenwerden zu tun.
Sinnkrisen und deren Heilung, wie auch in Tsugumi wieder behandelt, sind ein Leitmotiv von Yoshimoto und finden sich auch in Federkleid, Amrita und Kitchen. Jedes Mal werden sie ausgelöst durch einen Verlust. Bei Tsugumi dagegen ist es eine von den Figuren selbst herbeigeführte Veränderung und so kommt es vielleicht auch, dass die Krise sich nicht so stark niederschlägt.
Tsugumi ist ein Buch voll Urlaub und Urlaubserinnerungen, Meer und Strand, vom Abschiednehmen und Erwachsenwerden und zugleich von der tiefen Freundschaft zwischen zwei jungen Frauen. Wegen seiner Vielfalt enthält es sicher für jeden etwas das ihn anspricht und ist eine perfekte Urlaubslektüre.
Fazit
Eine ruhige und entspannende Urlaubslektüre, die - typisch für Yoshimoto - Themen des Abschiednehmens und der Veränderung behandelt.Verfasst am 12. Juni 2011 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 23. August 2019