Banana Yoshimoto steht für magisches Erzählen. Und so ist es auch sicher kein Zufall, dass ihr neuer Erzählband Mein Körper weiß alles genau 13 Kurzgeschichten enthält. 13, das ist eine besondere, symbolisch belegte Zahl. Aber diesmal fehlt Yoshimotos neuesten Erzählungen das Magisch-Mystische.
Das ist aber überhaupt nicht nachteilhaft. Die Geschichten sind weniger esoterisch und magisch als frühere Erzählungen (zum Beispiel Eidechse, Hard-Boiled), dafür aber auch realistischer und klarer, die Figuren scheinen mit der Autorin zusammen erwachsener geworden zu sein.
Wie immer schwankt die Erzählqualität stark. Einige Geschichten sind wirklich spannend und überraschen mit einer kleinen Pointe wie etwa Sound of Silence, bei der die Ich-Erzählerin erfährt, dass sie adoptiert worden ist. Sehr anrührend ist auch die Geschichte von Herrn Tadokoro, ein älterer, einsamer Herr, quasi die gute Seele einer kleinen Firma. Weil er sichselbstlos um den Firmenchef gekümmert hat, als dieser ein Kind war, hat er eine dauerhafte Ehrenanstellung bekommen.
Erzählt werden Situationen, die radikale Einschnitte für die Akteure bedeuten. Die Geschichten sind für unsere Maßstäbe meist sehr handlungsarm, bestehen manchmal nur aus den Reflektionen der jeweiligen Ich-Erzählerin über ihre Situation.
Die Geschichten haben fast alle eins gemeinsam: die Figuren stehen an einem Punkt in ihrem Leben, an dem sie sich entscheiden müssen, wie es in ihrem Leben weitergeht. Oft merken sie nur körperlich intuitiv – dadurch erklärt sich vielleicht der Titel dieser Erzählsammlung – dass es so nicht weitergeht. Meist ist es für die Figuren ihre Zukunft noch ungewiss, aber sie verlieren trotzdem nicht ihren Optimismus
Für alle, die sich mal an Yoshimoto im Original versuchen wollen: Eine der 13 Geschichten (Die Mumie) findet sich übrigens auch im japanischen Originaltext und mit englischer Übersetzung in Read Real Japanese Fiction.
Fazit
Yoshimotos neueste Erzählungen sind erwachsener, weniger esoterisch, aber wie bisher noch optimisch. Nach wie vor bleiben aber Romane ihre Stärke.Verfasst am 22. August 2010 von Friederike Krempin
Tags: Banana Yoshimoto, Einsamkeit, Verlust