„Dies ist ein Roman über das Flippern“ kündigt der Epilog an. Und es geht tatsächlich um die Liebe zu einem Flipper, aber auch um den Abschied von ihm – und parallel dazu auch um den Abschied von einer Beziehung.
Überhaupt fehlt es diesem Roman an einem roten Faden. Wie schon sein Vorgänger wird er aus der Perspektive eines namenlosen Protagonisten erzählt wird. Neu hinzu kommt nun aber ein eigener Handlungsstrang, in dem die Ratte auftritt.
Im Gegensatz zum Debütroman Hear the Wind Sing, das irgendwie den Charme eines Erstlingsstückes versprüht, so schön unbeschwingt und klar ist, ist Pinball 1973, der inhaltlich an seinen Vorgänger anschließt, deutlich melancholischer. Der namenlose Erzähler ist inzwischen, genau wie sein Freund Ratte, Mitte 20 und im Job erfolgreich. Trotzdem stagniert sein Leben in Tyôkyô – und auch das von Ratte, der immer noch in der alten Heimatstadt wohnt.
Für Murakami-Fans dürfte dieser frühe Roman Murakamis vor allem deshalb interessant sein, da auch hier schon Elemente späterer Romane auftauchen. Magisch-skurril ist der Ausflug des Erzählers in eine geheimnisvolle Lagerhalle voller Flipper. Auch Ohren – normalerweise bei Murakami immer besonders Merkmal eines hübschen Mädchens, spielen schließlich noch eine Rolle. Skurril sind ebenfalls die Zwillingsmädchen, mit denen der Erzähler zusammenlebt und die ihm jeden Wunsch erfüllen (Sie tauchen auch in Weihnachten mit dem Schafsmann und in einer Kurzgeschichtensammlung wieder auf). Schließlich ist auch die Rede von einer Naoko, die gestorben ist. Ist es tatsächlich ein Zufall, dass diese Naoko später noch einmal in einem Roman auftaucht?
Es ist schwer, dieses Buch aus der Hand zu legen und nicht ein gewisses Gefühl von Melancholie zu verspüren. Die Stagnation, schließlich die Trennung von Menschen und Dingen ohne Grund. Was in Hear the Wind Sing noch recht einfach schien, ist nun schwer geworden. Der Erzähler ist ein Stück weit erwachsener geworden.
Fazit
Ein nicht besonders düsteres, trotzdem aber doch melancholisches Buch.Verfasst am 9. Mai 2012 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 7. Mai 2019