Im 17. Jahrhundert ist Japan von der Außenwelt komplett isoliert. Nur die Niederländer dürfen auf einer Insel vor Nagasaki Handel treiben. Von einer schicksalvollen und unkonventionellen Begegnung zwischen einem Niederländer und einem Japaner zu dieser Zeit handelt Wunnickes Novelle.
Eine Begegnung zwischen zwei vollkommen unterschiedlichen Welten birgt immer spannenden Erzählstoff. Der wohl bekannteste und umfangreichste Roman zu den japanisch-niederländischen Beziehungen im 17. Jahrhundert ist Die tausend Herbste des Jacob de Zoet. Wunnickes Novelle ist allerdings schon zwei Jahre älter als dieser Roman und erstmals 2010 erschienen.
Nun bringt der Berenberg Verlag, der schon Wunnickes historischen Japanroman Der Fuchs und Dr. Shimamura veröffentlichte, Nagasaki, ca. 1642 als broschierte Ausgabe neu heraus.
Wunnicke erzählt die schicksalhafte Begegnung zwischen Abel van Rheenen und Seki Keijiro mit dem gleichen Humor und Witz, der auch Der Fuchs und Dr. Shimamura auszeichnet. Das gleicht ein wenig aus, dass die Novelle doch insgesamt ihrem Charakter entsprechend recht kurz ist. Die Erzählung ist stark gerafft, die Gedanken der Charaktere bleiben meist verborgen und man muss auch zwischen den Zeilen lesen, denn nicht alles erschließt sich beim ersten Lesen.
Christine Wunnicke lässt jeglichen Kontext außen vor, der die historischen Umstände erläutern würde. Das gibt der Novelle aber einen Hauch von Exotik, ähnlich wie Bariccos Seide. Und trotzdem bleibt zum Schluss der Eindruck, der Erzählstoff bietet Platz für mehr, hätte sich auf mehr Seiten deutlich besser entfalten können. Wer gerne dicke Romane liest, wird mit Nagasaki, ca. 1642 also nicht unbedingt glücklich. Wer allerdings nach historischen fein erzähltem Stoff abseits der normalen historischen Romane sucht, sollte unbedingt einen Blick in diese Novelle werfen.
Fazit
Ein besonderer Blick auf das historische Japan. Wir wünschen uns mehr von Christine Wunnicke!Verfasst am 27. Februar 2020 von Friederike Krempin