Der Ermittler Kosuke Kindaichi ist zurück und ermittelt im ländlichen Japan Ende der 40er Jahre. Auch wenn er wieder als brillanter Ermittler glänzt und den Fall löst, spielt er in diesem Roman doch eine eher untergeordnete Rolle. Der Spannung tut dies aber keinen Abbruch.
Vergleicht man alle drei nun erschienenen Bände, variieren sie stark in der Erzählperspektive. Bestand der erste Band hauptsächlich aus Dokumenten und Zeugenberichten, erzählt der zweite Band die Kriminalgeschichte aus Kindaichis Perspektive. In die Acht Gräber tritt der Ermittler nun hinter die Hauptfigur Tatsuya zurück.
Tatsuya erzählt unmittelbar und aus der Ich-Perspektive von seinen Erlebnissen im Dorf die Acht Gräber. Über einen Anwalt erfährt er, dass er der rechtmäßige Erbe der Tajimi-Linie, reichen Großgrundbesitzern aus diesem Dorf, ist. Seine Mutter floh einst vor dem Großgrundbesitzer, der von ihr besessen war und sie als Geliebte gefangen hielt. Aus Wut über ihre Flucht richtete Tatsuyas Vater ein Massaker im Dorf an und verschwand darauf spurlos.
Als Tatsuya nun in das Dorf zieht, um sein Erbe anzutreten, begegnen ihm die Einwohner mit Argwohn. Direkt nach seinem Eintreffen werden sogleich die ersten Bewohner des Dorfes mit Gift ermordet und Tatsuya beschuldigt. Während Kosuke Kindaichi eher im Hintergrund ermittelt und Tatsuya nur wenige Male begegnet, berichtet Tatsuya von der bedrückenden Stimmung im Dorf und wie unaufhaltsam ein weiterer Mord nach dem anderen begangen wird.
Wie bei dieser Serie inzwischen gewohnt sind die Fälle spannend bis zum Schluss. Das Alter merkt man dem Krimi keineswegs an, im Gegenteil bieten die vielen Elemente japanischer Kultur kombiniert mit der ländlichen Atmosphäre einen spannenden Einblick in eine inzwischen schon historische Seite Japans.
In Japan brachte es die Kosuke Kindaichi-Reihe auf insgesamt 77 Bände, in Deutschland erscheint mit Die Acht Gräber nun der dritte Band. Während es sich bei den bisher veröffentlichten Titeln (Band 1 / Band 2) um die ersten beiden Bände handelt, wurde der in Japan chronologisch als dritter Teil erschienene Titel 夜歩く scheinbar übersprungen. Das Dorf der Acht Gräber ist mit rund 400 Seiten bisher der längste Teil der Serie. Die einzelnen Bände können unabhängig voneinander gelesen werden.
Fazit
Ein weiterer spannender Fall für Kosuke Kindaichi, der dieses Mal durch eine im Vergleich zu den bisherigen Bänden abweichende Erzählperspektive überrascht.Verfasst am 30. Juni 2024 von Friederike Krempin
Tags: Bücher, Seishi Yokomizo