Hard-Boiled – Hard Luck. Der Titel suggeriert eine gewisse Parallelität beziehungsweise einen Zusammenhang zwischen den zwei Erzählungen, die er enthält. Und in gewisser Weise haben beide Erzählungen auch gemeinsam, dass sie „hart“ für die Protagonistinnen sind, denn sie haben jeweils einen Verlust zu verkraften. Inhaltlich, strukturell und qualitativ unterscheiden sich die Erzählungen aber gewaltig.
Yoshimotos Erzählqualität schwankt, wie schon die weit auseinanderliegenden Bewertungen zu Federkleid (5 Sterne) und Eidechse (nur 2 Sterne) zeigen. Diese Ambivalenz spiegelt sich auch in Hard-Boiled / Hard Luck wieder: Während die erste Geschichte Hard-Boiled eine typische Yoshimoto-Geschichte mit mystisch-verzaubernder Aura ist, fehlt Hard Luck dagegen die Erzähltiefe.
In Hard Luck erzählt eine junge Frau von ihrer Schwester, die nach einem Hirnschlag im Koma liegt. Die ganze Familie wartet nun auf ihren Tod. Trotz der verzweifelten Situation stellen sich kleine Glücksmomente ein: die Familie hält zusammen und die Erzählerin lernt am Krankenbett ihrer Schwester einen Mann kennen, in den sie sich verliebt. Trotzdem fehlt dieser Geschichte die Spannung, Überraschung, der Erkenntnismoment – kurz: die Pointe.
Ganz anders verhält es sich mit der ersten Geschichte Hard-Boiled, die vom Umfang her den größeren Teil des Buches ausmacht. An dieser Stelle soll nur verraten werden, dass die Protagonistin am Todestag ihrer ehemaligen Freundin nachts in einem einsamen Gasthof merkwürdige Erlebnisse hat, die alle irgendwie mit ihrer toten Freundin zusammenhängen. Yoshimoto kreiert in dieser Erzählung eine mystische Aura, die den Leser sofort in den Bann zieht. Die Erzählung ist ein Appell an Herz und Sinne, nicht an den Rationalismus. Dies macht die Erzählung so tröstlich, trotz ihrer traurigen Thematik.
Fazit
Hard-Boiled / Hard Luck. Zwei Geschichten um den Verlust. Eine Yoshimoto-typisch mysteriöse, verzaubernde Geschichte und eine eher schwache Erzählung.