Ein kleines, ärmliches Dorf tief in den japanischen Bergen hat vom Zweiten Weltkrieg bisher nichts mitbekommen. Als aber ein amerikanischer Soldat mit seinem Flugzeug in der Nähe des Dorfes abstürzt, sehen sich die Dorfbewohner auf einmal direkt mit dem Feind konfrontiert.
Das Dorf ist eine kleine Welt für sich. Seit die Brücke zusammengebrochen ist, kann man es nur noch über einen gefährlichen Bergpfad zu Fuß erreichen. So dauert es auch, bis der Absturz des Amerikaners den Behörden übermittelt werden kann – bis dahin halten die Dorfbewohner den Fremden in einem Keller gefangen.
Als sich der erste Schreck über den großen, dunkelhäutigen Mann wieder gelegt hat, verlieren die Dorfbewohner schnell das Interesse und gehen wieder ihrer Feldarbeit nach. Die Kinder des Dorfes aber wagen sich an ihn heran, besuchen ihn in seinem Keller und freunden sich schließlich mit ihm an. Als der Fremde einige kleine Reparaturen für die Dorfbewohner erledigt, stört es auch niemanden mehr, als er mit den Kindern im Dorf und am Fluss spielt.
Die bedrohliche Stimmung, die vorher geherrscht hat, scheint schlagartig wie weggeblasen. Aber die Kinder wissen, das der momentane Zustand icht ewig andauern kann, dass jederzeit jemand kommen und ihnen „ihren“ Amerikaner wegnehmen kann.
Dieses Buch liest sich so spannend, da es als Ôes Frühwerk viele Elemente enthält, die später auch wieder vorkommen, zum Beispiel verrohte Dorfkinder, eine scheinbar friedliche, doch bedrohliche Welt und Sexualität, die so naturalistisch dargestellt wird, dass sie abstoßend wirkt.
Was dem Fang aber noch fehlt, ist Ôes dichte Erzählweise, wie sie sich in späteren Romanen entfaltet. Im Vergleich zu Reißt die Knospen ab liest es sich wie eine Skizze der dort beschriebenen Handlung, auch wenn diese in Reißt die Knospen ab etwas variiert und noch grausamer ist.
Fazit
Zwar noch nicht so verdichtet wie Ôes späteres Werk, dafür aber auch leichter verständlich. Die Erzählung enthält grundlegende Motive, die in Ôes Werk immer wieder auftauchen.Verfasst am 22. September 2010 von Friederike Krempin
Tags: Bergdorf, Dorfgemeinschaft, Generationenkonflikt, Interkulturelle Begegnung, Kenzaburo Oe, Nobelpreisträger, Zweiter Weltkrieg