Auch in Japan gibt es Minderheiten. Wie zum Beispiel Koreaner, die sich in Japan angesiedelt haben oder während des Zweiten Weltkrieges zur Zwangsarbeit nach Japan verschleppt wurden. Lee ist ein Kind koreanischer Einwanderer. Zwar ist er in Japan geboren und spricht Japanisch, hat aber noch die nordkoreanische Staatsbürgerschaft – und deshalb wird er diskriminiert.
Der Bösartigkeit der Japaner begegnen die nordkoreanischen Einwanderer (eigentlich kommt Lees Vater aus Südkorea, hat aber aus Solidarität mit dem kommunistischen Staat dessen Staatsbürgerschaft angenommen) mit Rückzug: Lee geht auf eine nordkoreanische Schule und hat keinen Kontakt zu Japanern.
Erst als er sich entschließt, auf eine japanische Oberschule zu wechseln, begegnet er der ganzen Feindseligkeit seiner Mitschüler. Zum Glück ist Lees Vater Boxer und hat ihm ein paar gute Schläge beigebracht, sodass Lee sich in Kämpfen immer durchsetzen kann. Es gibt viele brutale Kämpfe und viel Gewalt – auch in Lees Familie selbst. Die vielen Kämpfe machen das Buch actiongeladen. Den Ruhepol zu dieser harten Alltagswelt bildet Lees erste Freundin. Sie ist Japanerin, weiß aber nichts von Lees nordkoreanischer Abstammung. Mit ihr wird der prügelnde Oberschüler auf einmal zum sanften Denker, der klassische Musik hört und Bücher liest. Bis Lee ihr sein Geheimnis offenbart.
Go ist Buch, das vor Spannung fast knistert. Die Atmosphäre ist aufgeladen und kommt oft an Punkte, an denen es zur Eskalation kommen könnte. Doch es trifft schließlich nicht Lee, sondern einen seiner Freunde. Für Lee nimmt die Geschichte sogar ein fast glückliches Ende. Ein Ende, das irgendwie nicht so ganz zur Härte des Buches passt, sondern den Eindruck erweckt, der Erzähler möchte der Ungerechtigkeit im Buch ein gerechtes Ende entgegensetzen.
Go ist ein Buch über die Suche nach Identität. Lee reflektiert seine Lebensgeschichte von konkreten historischen Ereignissen bis hin zur abstrakten Abstammung der gesamten Menschheit und kommt zum Schluss: Wenn etwas die nationale Identität ausmacht, dann ist es doch höchstens die Sprache, aber keinesfalls eine Staatsangehörigkeit! Kaneshiro reflektiert mit seinem Buch die Themen Migration und Integration selbst auf eine universelle Art, sodass das Buch auch Relevanz über die Grenzen Japans hinaus hat.
Fazit
Ein manchmal sehr ungerechtes, schonungsloses Buch über die erste Liebe und die Suche nach der eigenen Identität. Thematisch deshalb auch sehr gut für junge Erwachsene geeignet.Verfasst am 7. April 2011 von Friederike Krempin