Unter dem Stichwort „Menschen im Alter“ enthält dieser Erzählband 3 autobiografische Erzählungen über Yasushi Inoues Mutter sowie eine Erzählung aus der Perspektive eines alten Gelehrten, der in einem Gasthof am Hira-Berg sein Leben reflektiert.
Die ersten drei Erzählungen Unter den Blüten (花の下 , 1964), Der Glanz des Mondes (月光 , 1969) und Die Schneedecke (雪の面 , 1974) wurden auch in einem Erzählband mit dem Titel Meine Mutter veröffentlicht.
Während in diesen 3 Erzählungen der geistige Verfall der Mutter von au√üen geschildert wird, schlüpft der Erzähler in der letzten Geschichte Die Berg-Azaleen auf dem Hira-Gipfel (平島の石南花 , 1974) in die Rolle eines alten, verbitterten und starrsinnigen Gelehrten.
Dieser Gelehrte fühlt sich von seinen Kindern bevormundet, sieht sich aber in seinem Alter von 78 Jahren durchaus noch als fähig an, eigene Entscheidungen zu treffen. Um ihnen einen Schrecken einzujagen, reist er deshalb zum Biwa-See und übernachtet für eine Nacht in Katada in einem Gasthof.
Der Gasthof, in dem er schon einige Male zu Besuch war, weckt Erinnerungen an besondere Stationen in seinem Leben in ihm und bringt ihn dazu, sein Leben zu reflektieren. In den Äußerungen des alten Erzählers erkennt man einen sehr auf sich bedachten alten Professor, der sein ganzes Leben der Forschung gewidmet und seine Familie darüber vernachlässigt hat. Dem alten Professor scheint dies jedoch kein schlechtes Gewissen zu bereiten, vielmehr findet er Kritik an seinen Kindern und der neuen Zeit, die sich seiner Meinung nach ihm unterzuordnen haben.
Dadurch, dass der alte Professor monologartig aus der Ich-Perspektive erzählt, wird es dem Leser überlassen, ob und welches Urteil er sich persönlich zum Leben des alten Professors bildet.
Die Berg-Azaleen auf dem Hira-Gipfel ist zwar fast doppelt so teuer wie Meine Mutter, enthält dafür aber auch eine zusätzliche Geschichte und hat einen sehr schönen Einband.
Fazit
4 Erzählungen, die bei keinem Inoue-Fan im Regal fehlen dürfen.Verfasst am 20. Februar 2010 von Friederike Krempin
Tags: Alter, Selbstmord, Umgang mit dem Tod, Yasushi Inoue
