In anderen Rezensionen zu diesem Buch wird der Erzählstil von Wer ist Mr Satoshi öfters mit dem von Murakami verglichen. Wer sich aber einen neuen „Murakami“ erhofft, wird enttäuscht.
Die einzige Ähnlichkeit zu Murakami
Die einzige Ähnlichkeit, die ich zu Murakami – und dessen frühen Romanen – sehe, ist die, dass Robert das kluge, aber etwas eigenwillige Mädchen Chiyoko kennenlernt, das ihn auf seiner Suche nach Mr Satoshi unterstützt. Ähnliche Konstellationen gibt es auch bei Mister Aufziehvogel oder Tanz mit dem Schafsmann.
Der letzte Wille einer Mutter
In Wer ist Mr Satoshi ist die Konstellation dann aber doch deutlich anders: Der Fotograf Robert, der nach einem traumatischen Ereignis tablettenabhängig ist und jeglichen Kontakt zur Außenwelt meidet, bekommt von seiner Mutter kurz vor ihrem Tod den Auftrag, ein kleines Päckchen an „Mr Satoshi“ zu überreichen. Um diesen Mann, mit dem seine Mutter nach dem Zweiten Weltkrieg scheinbar eine Liebesbeziehung hatte, zu finden, muss er sich überwinden und nach Japan fahren.
Ein konstruierter Plot
Dies tut er natürlich nicht aus eigenem Antrieb, sondern mit der Unterstützung seines Freundes und Agenten, der Robert ein Flugticket nach Japan samt eines Fotoauftrages spendiert. Da Robert aber kein Wort Japanisch kann, ist er auf die Hilfe einer Japanerin angewiesen, um sich durchzufragen. Es wirkt deshalb auch reichlich konstruiert, als er Chiyoko gleich am ersten Tag in einem Café kennenlernt und beide sich ohne Verständigungsschwierigkeit auf sehr hohem Niveau unterhalten können. Ziemlich schnell kommt er schließlich mit Chiyokos Hilfe auf Dinge, die er auch von zu Hause aus hätte recherchieren können.
Mr Satoshi
Wer Mr Satoshi ist – nämlich kein Japaner – erfährt man schon ziemlich früh im Buch. Auch über seine Arbeit in Japan während der Besatzungszeit gibt es einige Dokumente. Es bleibt ein dunkler Fleck, den Robert erst am Ende aufklären kann, den man sich selbst aber zusammenreimen kann. Außerdem gibt es noch eine kleine Überraschung am Ende und Roberts Trauma schein schließlich durch Chiyokos Zuneigung auch fast überwunden.
Es bleibt eine nette – bis auf den Anfang sehr kurzweilige – Geschichte, die aber sicher noch hätte verfeinert werden können.
Fazit
Auch wenn das Cover viel "Japan" verspricht - Mr Satoshi ist gar kein Japaner.Verfasst am 5. Juli 2015 von Friederike Krempin
Tags: Lebensgeschichte, Trauma