Shingo ist 62 Jahre alt und kann von außen betrachtet mit seinem bisherigen Leben zufrieden sein. Doch seine Familie macht ihm Kummer: die Ehe seiner Tochter scheitert, sodass sie mit ihren Kindern wieder bei Shingo einziehen muss, sein Sohn Shûichi hat eine Affäre mit einer fremden Frau.
Gerade Shûichis Affäre macht Shingo am meisten zu schaffen, hat er doch zu dessen Frau Kikuko eine besonders herzliche Beziehung: Sie erinnert ihn nämlich an seine verstorbene Jugendliebe. Shingos Zuneinung zu Kikuko geht sogar so weit, dass er Kikuko seinen eigenen Kindern vorzieht. Deshalb beschließt er, seinen Sohn von der Affäre abzubringen und Kikuko zu helfen.
Die unglückliche Beziehung zwischen Shûichi und Kikuko zieht sich als roter Faden durch den gesamten Roman, der eigentlich mehr aus einzelnen, in sich abgeschlossenen Episoden besteht. Diese Konzeption des Romans ist darauf zurückzuführen, dass er – wie auch schon andere Romane Kawabatas – als Fortsetzungsroman in einer Zeitung erschienen ist.
In den einzelne Episoden passieren mal alltägliche, mal spannendere, aber nie dramatische Ereignisse. Für einen europäischen Leser scheint der Roman sogar ziemlich handlungsarm: es stehen nicht ausschließlich Ereignisse im Vordergrund, sondern manchmal auch einfach rein ästhetische Naturbeschreibungen oder Schilderungen von Personen, darunter vor allem Kikuko.
Typisch für Kawabata ist nicht nur dieser starke Fokus auf die Äußere Ästhetik, sondern auch die Einsamkeit der Figuren im Roman. Shingo versteht sich zwar mit seiner Frau, er vermisst aber seine verstorbene Jugendliebe. Auch seine Tochter lehnt er heimlich wegen ihrer fehlenden Schönheit ab. Er zieht sich in seine eigene Welt zurück, die von einer melancholischen Sehnsucht nach seiner Jugendliebe und leidenschaftlichen Träumen beherrscht ist.
Fazit
Japanisches Familienleben in den 50er Jahren - durchprägt von Kawabatas typischer Ästhetik und sanfter Melancholie.Verfasst am 1. April 2010 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 18. August 2019