Uno erzählt die Geschichte von Kazue, einer um 1900 geborenen Frau, die als eine der ersten aus dem typischen Frauenbild ausbricht und sich gegen Heiraten, Hausfrauendasein und Kinderkriegen wehrt.
Kazues Kindheit ist zunächst eine normale, von Konventionen geprägte Kindheit, die ihr keinen Raum lässt, ihre individuellen Bedürfnisse auszuleben. Der Vater ist streng gegenüber seinen Kindern und verbietet ihnen alles, was Lärm und Spaß macht. Seine Anweisungen werden nicht hinterfragt, auch wenn er selbst oft tagelang verschwindet um das Vermögen der Familie zu verspielen.
Mit dem Tod des Vaters fällt von Kazue, ihrer Mutter und ihren Geschwistern eine große Last. Auch wenn die Familie wegen des schlechten Wirtschaftens des Vaters arm ist, lebt sie doch in relativer Harmonie. Weil Kazue eine hervorragende Schülerin ist, bekommt sie die Möglichkeit, als Dorfschullehrerin zu arbeiten. Sie beginnt sich zu schminken und wird von den jungen Männern im Dorf für ihre Schönheit und zugleich Unnahbarkeit bewundert. Doch für Kazue ist klar: Nie will sie einen dieser Männer heiraten, nie ihre Maske vor einem Mann ablegen.
Als ein neuer Lehrer ins Dorf kommt, fängt Kazue mit ihm ein loses Verhältnis an. Im kleinen Dorf spricht sich das Verhältnis schnell herum und sie wird entlassen. Kazue, die damit ihr Ansehen verloren hat, bleibt nur übrig, das Dorf zu verlassen und sich eine neue Arbeit zu suchen. Damit beginnt ein unstetes Leben, bei dem sie immer wieder Orte und Männer wechselt.
Uno erzählt mit Kazues Lebensgeschichte ihre Eigene: genau wie Kazue lebte sie ein Leben, was heute für moderne Frauen alltäglich ist, damals aber große Schwierigkeiten verursachte. Mit ihrer Geschichte einer gewissen Frau, die zur Zeit der Frauenbewegung in den 70er Jahren publiziert wurde, wurde sie zum Vorbild für viele junge Frauen.
Was die Geschichte so reizvoll macht, ist ihre Authentizität. Erzählt wird aus der Sicht einer 70-jährigen Erzählerin, die um 1900 geboren ist. Die Erzählerin ist zu ihrer eigenen Person distanziert und versucht Objektivität herzustellen, indem sie nur das erzählt, woran sie sich erinnern kann oder darauf hinweist, dass sie sich nicht genau erinnern kann. Zwar bewertet die Erzählerin ihre Handlung im Nachhinein – teilweise positiv, aber auch negativ – versucht aber nicht, eine Erklärung für ihr Verhalten zu finden oder sich zu rechtfertigen. Die Erzählerin bewertet ihr Verhalten im Nachhinein von außen, versucht aber keine Erklärungen dafür zu finden, sondern akzeptiert es einfach als ihre Lebensgeschichte. Dies macht die Erzählung so stark wie ihre Hauptperson selbst.
Fazit
Eine junge Frau wagt im traditionellen Japan weit vor dem 2. Weltkrieg den Schritt, ihr eigenes Leben, von Männern unabhängig zu führen. Die Geschichte einer Emanzipation.Verfasst am 29. Mai 2010 von Friederike Krempin
Tags: Chiyo Uno, Emanzipation, Frauen in Japan, Japanische Bibliothek im Insel Verlag, Lebensgeschichte