Nach dem Tod seines Vaters wird Kikuji von dessen ehemaliger Teelehrerin Chikako zu einer Teezeremonie eingeladen. Dort lernt er die hübsche und zurückhaltende Yukiko Inamura kennen. Dies geschieht nicht zufällig, denn Chikako spielt ein Spiel mit ihm: als ehemalige Geliebte seines Vaters will sie Kikuji unter ihren Einfluss bringen und ihn mit einer Frau, die sie ausgesucht hat, verheiraten.
Chikakos Vorhaben wird jedoch durch das ungeplante Auftauchen Frau Ootas, einer weiteren ehemaligen Geliebten von Kikujis Vater, durchkreuzt. Chikako ist noch nach dem Tod ihres Liebhabers neidisch auf Frau Oota, mit der dieser eine viel längere und innigere Beziehung hatte als zu ihr. Erst recht stört es sie also, dass Frau Oota ihre junge Tochter Fusako mitbringt, die zur Konkurrenz für Yukiko werden könnte.
Frau Oota, von der Kikuji bisher als Geliebten seines Vaters nichts Gutes gehört hatte, fängt Kukiji nach der Teezeremonie geschickt ab und versucht ihm die frühere Beziehung zwischen ihr und seinem Vater zu erklären. Dabei verschmilzt Kikuji für sie immer mehr mit ihrem ehemaligen Geliebten und auch Kukiji erkennt, was seinen Vater an dieser Frau damals angezogen haben musste. Es kommt also zu einer kurzen Affäre, die Frau Oota mit dem Freitod beendet.
Kukiji steht nun zwischen der ahnungslosen Inamura, die ihm von Chikako förmlich aufgedrängt wird, und Frau Ootas einsamer Tochter Fusako, die ihn anzieht, da sie ihn an ihre Mutter erinnert.
Die ganze Geschichte um Kukijis seelische Verwirrung und Trauer, den Neid der Frauen und ihrem Konkurrenzkampf untereinander, starken Gefühlen und seelischen Abgründen spielt sich in einem traditionell-japanischen Rahmen ab: die Protagonisten treffen sich in traditionsreicher Umgebung wie dem Teehaus, tragen Kimonos und bedienen sich einer typisch japanischen Redeweise, mit der mehr angedeutet als gesagt wird. Diese Andeutungen beziehungsweise Aussparungen sind beim ersten Lesen gewöhnungsbedürftig, da sie ein genaueres Lesen erfordern.
Typisch neben der Technik der Aussparung ist für Kawabata auch die Ästhetisierung der Umwelt: Kunstgegenstände der Teezeremonie werden förmlich beseelt und nehmen einen wichtigen symbolischen Part in der Handlung ein. So erkennt Kukiji beispielsweise nicht zuerst die Schönheit von Yukiko, sondern ihr Furoshiki mit dem Tausend-Kraniche-Muster. Tausend Kraniche bietet somit nicht nur einen Einblick in traditionell japanisches Leben, sondern auch in das ästhetische Denken.
Fazit
Ein perfektes Buch, um das modernisierte und zugleich traditionelle Japan, seine Menschen, Denkweisen und Traditionen kennenzulernen.Verfasst am 10. Mai 2010 von Friederike Krempin
Tags: Dreiecksverhältnis, Nobelpreisträger, Selbstmord, Teezeremonie, traditionelles Japan, unerfüllte Liebe, Yasunari Kawabata