Von der weit im Süden gelegenen Insel Yakushima macht sich der 19-jährige Eiji auf den Weg in die Metropole Tokyo, um seinen Vater zu finden. Dabei verliert er sich in einem unüberschaubaren Strudel an Fantasie und Gewalt.
Es ist schwer, eine Rezension zu diesem Roman zu schreiben, ohne dabei auf Haruki Murakami zurückzukommen. Dieser ist, was macht Mitchell selbst ganz deutlich, eindeutiges Vorbild für seinen Roman.
Kein Zufall wohl also auch, dass der Roman sehr stark an Murakamis Aufziehvogel erinnert, auf den hier angespielt wird. Genau wie Toru im Aufziehvogel hat auch Eiji eine scheinbar unlösbare Aufgabe zu meistern, genau wie Toru ist er auf der Suche nach einer ihm wichtigen Person, doch unkontrollierbare, mächtige Kräfte stellen sich zwischen ihn und sein Ziel.
Gleich zu Beginn steigt Mitchell rasant ein, verwirrt den Leser mit immer neuen Fantasien Eijis, von denen man nicht genau weiß, welche nun real ist. Das anfänglich Verwirrspiel legt sich aber schnell. Nach einer kurzen Durststrecke geht die Geschichte nun endlich los: Eiji findet Arbeit, lernt ein nettes Mädchen kennen und lässt sich mit den Yakuza ein, die scheinbar wissen, wer sein Vater ist.
Es sind skurrile und auch bedrohliche Szenen, die den Roman durchziehen. Eiji gelangt in eine Bandenschießerei, muss mitansehen, wie die Köpfe von Menschen mit Bowlingkugeln zerquetscht werden und wie das Gesicht eines alten Mafiabosses auf einem Grill landet, weil dessen Herz aussetzt. Trotz allem schafft Mitchell es, der Geschichte etwas Glaubwürdiges anhaften zu lassen, trotz allem bewegt sich Eiji immer noch haarscharf am Rand zur Realität.
Es wäre ungerecht, Number 9 Dream als bloße Kopie eines Murakami-Romans zu lesen. Mitchell kopiert nicht nur, er schafft eigenes und zugleich mit diesem Roman eine Hommage an Murakami, wenn er schreibt:
Davon ausgehend, dass der Roman Naokos Lächeln sowohl im Original wie in der englischen Übersetzung den Titel Norwegian Wood trägt, findet sich hier der Schlüssel, ein Vergleich der beiden Romane und Schreibstile.
Number 9 Dream ist ein spannendes und unkonventionelles Leseerlebnis, das Murakami-Fans unterhalten wird, zumal Mitchell viele Hinweise und Parallelen zu Murakami versteckt. Aber auch alle anderen werden von der Geschichte, ihrer Dynamik und dem schließlich doch recht harmonischen Ende begeistert sein.
Fazit
Eine großartige Hommage an Murakami, ein großartiger Lesegenuss!Verfasst am 6. September 2012 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 23. August 2019