Lob des Schattens

Lob des Schattens



Originalausgabe:
陰翳礼讃 Chuokoronsha 1933

Manesse
96 Seiten
ISBN: 9783717540823

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Lob der Meisterschaft
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Junichiro Tanizaki

Der besondere „japanische“ Geschmack, die Ästhetik der traditionellen Häuser, die Schönheit des japanischen Gartens werden oft gelobt. Was ist aber eigentlich genau so „Japanisch“ an diesen Dingen? In Auseinandersetzung mit westlichen Kriterien entwickelt Tanizaki eine japanische Ästhetik.

Das Ausgangsproblem besteht für Tanizaki in der Übernahme westlicher Errungenschaften, die sich nur schlecht in die traditionell japanische Umgebung einfügen lassen: weiße Fliesen in einem japanischen Bad passen nicht zum traditionellen Haus, Heizungen fügen sich nicht in die Räume ein und vor allem das elektrische Licht passt überhaupt nicht zum japanischen Schönheitsempfinden.

Ein Beispiel: Europäer bevorzugen silbernes, glänzendes Besteck, während Japaner Lack und Keramik den Vorzug geben. Diese eher unauffälligen Gegenstände kommen Tanizakis Meinung nach besonders im schummrigen Licht zur Geltung, nicht im hellen Glanz elektrischen Lichts. Das japanischen Ästhetikempfinden bevorzugt demnach Gegenstände ohne Glanz, mit Patina, warmes, indirektes, durch Papier gefiltertes Licht.

Tanizakis Essay ist also nicht nur der Versuch einer eigenen Ästhetik, ein Manifest seiner eigenen Literaturtheorie, sondern auch Auseinandersetzung mit dem Westen. Seine Gedanken sind interessant und einfach nachzuvollziehen. Allerdings sollte man sich – trotz dem Respekt, den Tanizakis Ideen allgemein entgegengebracht wird – beim Lesen auch immer wieder die Frage stellen, ob einige seiner Gedanken nicht eine Schwarz-Weiß – oder vielleicht in diesem Fall eher Hell-Dunkel-Malerei sind, die eine grelle westliche Kultur, gegen ein gediegenes, altes, etwas verklärtes Japan aufwiegt.

Lob des Schattens ist ein interessantes Essay für alle, die sich auch mit Tanizakis literarischem Werk beschäftigen möchten, da er hier die theoretischen Grundlagen dafür legt. Auch Japankenner wird das Buch sicher ansprechen. Wer allerdings noch nicht viel über Japan weiß, für den wird der Essay eher nichtssagend sein, da er sehr stark davon ausgeht, dass man eine Vorstellung von traditionellen japanischen Häusern, Gegenständen etc. hat.

Fazit

Ein Entwurf eines Ästheten, der in Auseinandersetzung mit westlichen Einflüssen das japanische Stilempfinden analysiert - und dabei vielleicht auch einiges verklärt.

Verfasst am 20. Januar 2011 von

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