Japan im Jahr 731. Der Buddhismus ist in Japan als Religion inzwischen angekommen, hat sich aber noch nicht vollst√§ndig etabliert. Einige japanische Mönche machen sich deshalb mit einer offziellen japanischen Gesandtschaft nach China auf, um dort mehr über den Buddhismus zu lernen und einen buddhistischen Meister dafür zu gewinnen, sie nach Japan zu begleiten.
In China angekommen geht allerdings jeder der Mönche seinen eigenen Weg. Während der eher praktisch veranlagte Kaiyû, der das Leid des einfachen Volkes nicht mitansehen kann, als Bettelmönch unter eben diese einfachen Leute geht, widmet sich der Theoretiker Fushô ganz dem Selbststudium von Sutren. Je länger Fushô allerdings in China bleibt, desto deutlicher wird ihm, dass sein Leben nicht nur aus einem selbstbezogenen Studium bestehen muss, sondern dass er eine Aufgabe erledigen muss: den Buddhismus in Japan stärken, indem er einen chinesischen Buddhismus-Meister dorthin bringt.
Ein Meister ist bald gefunden, doch die eigentliche Schwierigkeit besteht in der Rückfahrt von China nach Japan. Für uns heute kaum vorstellbar dauerte solch eine Schiffsreise oft mehrere Monate und war lebensgefährlich. Der größte Teil des Buches erzählt deshalb davon, wie die Mönche versuchen, nach Japan zurückzukehren – in mehreren Anläufen werden sie immer wieder vom Wetter, von Piraten oder von den chinesischen Behörden daran gehindert. Doch die Mönche sind entschlossen, ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie ordnen ihr eigenes Leben dem Ziel unter, zur Weiterentwicklung der Wissenschaft und Religion beizutragen.
Inoue schildert in seinem historischen Roman, der vielmehr ein Bericht als eine Erzählung ist, Japan in einer frühen Entwicklungsphase. In dieser Zeit schickten die Japaner Gesandtschaften nach China, das in allen Angelegenheiten als Vorbild galt, um möglichst viel von den Chinesen zu lernen.
Allerdings lässt der Berichtcharakter des Romans keine Athmosphäre aufkommen, versetzt den Leser nicht in die damalige Zeit. Dadurch, dass Inoue sich an die Fakten hält, bleibt der Roman nahe an der Wirklichkeit und liest sich – trotz des Berichtcharakters – erstaunlich flüssig.
Ins Stocken gerät der Leser einzig an den Stellen, wenn ausführlich berichtet wird, in welche Städte die Mönche reisen, welchen Schulen sie angehören oder in welchen Tempeln sie wann übernachten. Die vielen Detailinformationen sind oft zu viel für einen Leser, der sich mit der Thematik noch gar nicht beschäftigt hat.
Auch die Figuren der Mönche bleiben relativ gesichtslos. Sie fungieren im Roman nicht als eigenständige Charaktere, sondern als Stellvertreter all derjenigen, die ein Opfer für die Weiterentwicklung der buddhistischen Religion und Wissenschaft in Japan gebracht haben.
Das Tempeldach ist also nicht das, was man sich unter einem „typischen historischen Roman“ (z.B. Laura Joh Rowlands Bücher) vorstellt. Vielmehr ist es ein Werk mit dem Anspruch, sich mit der Entwicklung der eingenen Kultur auseinanderzusetzen.
Fazit
Obwohl der Roman ganz klar historische Qualität besitzt, ist er doch mehr für geschichtlich Interessierte geeignet als dass er Unterhaltungsliteratur darstellt.Verfasst am 26. März 2010 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 22. August 2019