Barfuß durch Hiroshima

Barfuß durch Hiroshima



Originalausgabe:
はだしのゲン Shûkan Shônen 1972

Aus dem Japanischen von Nina Olligschläger:
Carlsen Comics
304 Seiten
ISBN: 978-3551775016

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Kyôko Hayashi

Nakazawas Comic über den Atombombenabwurf ist ein Klassiker. Der Zeichner erlebte ihn selbst als kleines Kind und zeichnete später ein mehr als 2000-seitiges Werk, das in den 70ern im Comicmagazin Shûkan Shônen für Kinder erschien.

Es ist kaum zu Glauben, dass dieser Comic ursprünglich für Kinder gedacht war, denn er ist so schonungslos und realitätsnah, dass er selbst Erwachsene nicht kalt lassen wird.

Der erste der vier Bände beginnt allerdings ganz moderat: erst auf den letzten 50 von 300 Seiten geht es um den Tag des Atombombenabwurfes. Davor wird die Geschichte von Keijis Familie, der mit seinen Eltern und Geschwistern in Hirsoshima lebt, erzählt. Keiji und seine Geschwister leiden unter der Stigmatisierung, denn ihr Vater ist Pazifist und spricht sich gegen den Krieg aus. Die Stimmung in der Bevölkerung ist angeheizt, die Menschen sind gegenseitig gewalttätig und Polizei und Militär drangsalieren alle, die sich nicht in die Ordnung einpassen wollen.

Indem Nakazawa zunächst ausführlich Hiroshima vor dem Atombombenabwurf beschreibt, wird die Wirkung der Bombe noch deutlicher: Der Leser gewöhnt sich schon fast an die Figuren und muss erleben, wie viele unter graumsamen Bedingungen umkommen und wie eine Lebenswelt von einer auf die andere Stunde einfach verschwindet.

Der Zeichenstil ist stilisiert und nicht so detailreich wie zum Beispiel von Jiro Taniguchi und erinnert mit den rundlichen, groben Gesichtern an japansiche Zeichentrickfilme aus der Zeit, in der auch der Comic entstand. Trotz einem gewissen Grad an Stilisierung sind die Bilder aber immer noch deutlich und grausam genug. Die Zerstörung wird deutlich gezeigt: Verletzungen, verbrennende Leichen, nichts wird verborgen.

Der Comic wird deshalb ungemein eindringlich und nimmt den Leser bald gefangen wie ein Film. Barfuß durch Hiroshima klärt den Leser ohne Schonung über die Gräuel der Atombombe auf. Nakazawa hat hier das Medium des Comics optimal genutzt. Dass man den Comic aber wirklich jüngeren Kindern zu lesen geben sollte, halte ich für bedenklich, da die Bilder wohl mehr Angst einjagen als aufklären würden.

Fazit

Trotz statischer Bilder ist dieser Comic mitreißend wie ein Film. Spätestens Keiji Nakazwa beweist: Comics sind nicht nur für Kinder!

Verfasst am 14. Mai 2011 von

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