Mieko Kawakami erzählt in ihren Romanen von Außenseitern und Personen am Rande der Gesellschaft. In Heaven nimmt sie sich dieses Mal dem Thema Mobbing an japanischen Schulen an.
Ein vierzehnjähriger Junge – der ich-Erzähler – sowie ein Mädchen namens Kojima besuchen dieselbe Klasse, doch sie reden niemals miteinander. Beiden ist jedoch gemeinsam, dass sie vom Rest der Klasse gemobbt werden: Der Junge aufgrund seines Schielauges, Kojima aufgrund ihres ungepflegten Äußeren.
Doch auch wenn sie nicht miteinander reden, nimmt Kokima bald Kontakt zu dem Jungen auf, indem sie ihm Briefe schreibt. Zwischen beiden beginnt eine zarte Brieffreundschaft, die in einem gemeinsamen Ausflug der beiden in den Sommerferien gipfelt. Kojima fährt mit dem Jungen in ein Museum, um ihm ihr Lieblingsbild „Heaven“ zu zeigen:
„Dieses Zimmer, in das sie nach all dem, was ihnen widerfahren ist, angekommen sind, dieses nach nichts aussehende Zimmer, das ist Heaven. (Zitat aus: Mieko Kawakami, Heaven. Hervorh. i. Original, S. 49 der gebundenen Ausgabe)
Die Zuversicht, die Kojima ausstrahlt, überträgt sich auch auf den Jungen, doch kurz danach eskaliert das Mobbing. Kawakami schildert nicht nur brutale Szenen, sie schreibt auch aus einer Perspektive, die schließlich nur wenig Hoffnung zulässt.
Mit 192 Seiten hat der Roman einen geringen Umfang und liest sich in ein bis maximal zwei Stunden durch. Die Handlung schreitet entsprechend schnell voran. Kawakami schafft es dennoch, dem Roman eine gewisse Tiefe und auch Dynamik zu verleihen. Trotz der Kürze enthält die Geschichte viele Aspekte, die auch nach dem Lesen noch nachdenklich machen.
Fazit
Ein kurzer, ruhiger und dennoch spannender Roman über Mobbing an einer japanischen Schule.Verfasst am 30. Dezember 2024 von Friederike Krempin