Ursprünglich sollen die 17 japanischen Seeleute nur eine Reisladung nach Edo bringen, doch ein Sturm treibt sie von ihrer Route ab. Sie stranden schließlich in russischem Gebiet, wo für sie eine jahrelange Odyssee auf der Suche nach einem Weg nach Hause beginnt, die sie durch ganz Russland bis nach Sankt Petersburg führt.
Eigentlich wollen die Japaner nur so schnell wie möglich wieder nach Hause und weg aus dem fremden, unwirtlichen Land, indem sie sich mit niemandem verständigen können. Dazu reisen sie von einer Stadt zur nächsten und stellen Gesuche zur Ausreise, doch die Beamten verweisen sie immer wieder zu einer anderen Behörde weiter.
Zu der völlig fremden Kultur kommen für die Japaner erschwerdend noch die langen und kalten russischen Winter hinzu: von Stadt zu Stadt und von Jahr zu Jahr wird die anfangs 17-köpfige Mannschaft immer kleiner und ihre Hoffnung auf Rückkehr schwindet immer mehr. Schließlich wird klar, dass die Russen die Japaner am liebsten Japanischlehrer bei sich behalten wollen – doch der Kapitän Kôdayû gibt seinen Wunsch, nach Hause zu kommen, nicht auf und reist mit einem russischen Freund sogar nach Sankt Petersburg an den Hof der russischen Kaiserin.
Wie schon in seinen anderen historischen Romanen Das Tempeldach oder Der Tod des Teemeisters erzählt Inoue eine wahre historische Begebenheit in einem Stil, der den historischen Stoff zu einer spannenden Erzählung macht, zugleich aber an der Realität bleibt und nicht zu viel hinzudichtet. Authentisch wird die Erzählung besonders durch Inoues Rückgriff auf hisorische Quellen zur Beschreibung von Orten und Personen.
Im Gegensatz zu den anderen beiden erwähnten historischen Romanen ist Der Sturm aber wohl Inoues lebendigster, interessantester historischer Roman: Inoue befasst sich hier mit einer der ersten Begegnungen zwischen Russen und Japanern. Zu der Zeit nämlich, als die Japaner in Russland stranden, ist Japan durch eigenen Beschluss vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Die Russen wissen kaum etwas über die Japaner geschweige denn andersherum. Einzige Quelle für Informationen über Japan sind Schiffbrüchige wie Kôdayû und seine Mannschaft.
Nicht nur die historische Begebenheit an sich ist interessant, sondern auch die Art und Weise, wie die Japaner der ihnen völlig unbekannten Kultur begegnen, sie erkunden und sogar ihre Sprache lernen. Sie machen in Russland nicht nur schlechte Erfahrungen, sondern lernen schnell, sich an das Klima anzupassen und finden Freunde. Trotz der guten Erfahrungen halten sie aber weiter am Wunsch fest, in ihre Heimat zurückzukehren.
Fazit
Die spannenden Reise der Japanern durch das kalte und fremde Russland gleicht einer modernen, sehr realistischen Odyssee.Verfasst am 26. März 2010 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2024