Feuer im Grasland

Feuer im Grasland



Originalausgabe:
野火 Shinchôbunko 1952

Aus dem Japanischen von G. S. Dombrady und Oscar Benl:
Insel
188 Seiten
ISBN: 9783458166030

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Kenzaburo Ôe

Eigentlich wird er zum Sterben in den Dschungel geschickt, doch schließlich ist er es, der den Krieg als einziger Soldat seiner Kompanie überlebt – und darüber schreibt.

Wir steigen unmittelbar ins Geschehen ein. Was bisher passiert ist, bleibt im Dunkel, aber der Soldat Tamura, der uns seine Geschichte erzählt, erhält den Befehl, zu sterben. Seine Kompanie befindet sich auf einer der philippinischen Inseln und ist abgeschnitten vom Nachschub. Als eine Lungenkrankheit bei Tamura aufbricht, ist er nur noch Ballast, ein Esser zu viel, und soll den Tod finden.

Während er alleine planlos durch den Urwald streift, vollzieht sich in ihm ein Wandel: Je weniger er Soldat ist, desto stärker nimmt er die exotische Natur in all ihrer Pracht wahr. Je näher er dem Tod kommt, desto weniger hängt er am Leben und wird unvorsichtig. Doch gerade dieses Loslassen hilft ihm schließlich, dem Tod zu entkommen.

Auch wenn Shōhei Ōoka in Deutschland kaum bekannt sein dürfte, zählt er in Japan zu den wichtigsten Autoren der Nachkriegszeit. Das Nachwort ordnet den Roman als „die wohl künstlerisch gelungenste Auseinandersetzung mit dem Krieg in der japanischen Literatur“ (S. 184) ein.

Abgesehen von der unumstrittenen literaturhistorischen Bedeutung dieses Romans ist der Text nicht immer ganz eingängig. Zwischen Tamura und die Welt hat sich eine Schicht von Gleichgültigkeit geschoben, sodass er selbst die grausamsten Dingen relativ emotionslos.

Man darf hier also weniger einen packenden Thriller erwarten als vielmehr auch einen Roman mit gewissen Längen, wenn Tamura durch die Natur streift und diese auf sich wirken lässt. Über lange Strecken hinweg gibt es keine Interaktion mit Menschen, sondern nur Tamura und den Dschungel.

Der Roman ist kein reiner Zeitzeugenbericht, enthält aber sicher viele Beobachtungen des Autors, der selbst als Soldat auf den Philippinen stationiert war. Die ungewöhnlich unbeteiligte Erzählperspektive eines Mannes, der zwar den Krieg überleben, aber nie wieder zurück in ein normales Leben finden kann, bringt eine neue Sicht auf die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs.

Fazit

Authentische Innenansichten eines japanischen Soldaten. Ōoka zeigt, wie der Krieg einen Menschen zerstören kann.

Verfasst am 30. Januar 2020 von

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