Villain

Villain



悪人

Nichts ist schöner als die dunkle Welt zwischen Massage-Salons, Love Hotels und Dates mit fremden Männern. Genau das richtige Milieu für einen Mord und genau der richtige Schauplatz für einen japanischen Krimi. Aber Villain geht über das hinaus, was man üblicherweise von einem Kriminalroman kennt.

Zunächst gibt es keine Leiche und keine Ermittler. Noch nicht einmal Menschen. Die ersten zwei Seiten beschreiben einfach nur den Mordschauplatz. Das Mordopfer Yoshino taucht erst etwas später auf, ist zu diesem Zeitpunkt aber noch lebendig. Ähnlich wie in einem Film schwenkt die Erzählperspektive immer wieder weg von Yoshino zu anderen Figuren, deren Bedeutung für den Roman nicht immer klar ist. Einige dieser Figuren tauchen sogar nur einmal auf, liefern aber immer wieder eine andere Perspektive auf das Geschehen.

Der Mordfall selbst ist eher unspektakulär: Eine junge Frau wird von einem Mann, mit dem sie sich über eine Online-Dating-Website verabredet hat, erdrosselt. Niemand kann so recht glauben, was geschehen ist, und erst recht nicht, dass die Frau sich ständig mit fremden Männern verabredet und für Geld mit ihnen geschlafen hat. Wer der Mörder ist, ist dagegen recht schnell klar.

Spannend ist deshalb weniger der Mordfall an sich als vielmehr die Erzählweise, die eher an Filmszenen als an Romankapitel erinnert. Auch die Aufklärung des Mordfalls, die in Krimis sonst im Mittelpunkt steht, spielt in Villain nur eine untergeordnete Rolle. Die Polizei tritt zwischendurch in Form von anonymen Ermittlern auf, häuptsächlich geht es dem Autor Shuichi Yoshida aber wohl darum, ein Psychogramm des Mörders und aller Beteiligten zu zeichnen. Seine Diagnose für alle Figuren: Einsamkeit, Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit und die Unfähigkeit, diese jemals zu erreichen.

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Fazit

Ein weiterer anspruchsvoller Krimi aus japanischer Feder, der die Frage offenlässt, wer nun tatsächlich der "böse Mensch" ist.

Verfasst am 18. Februar 2014 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 18. August 2019

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