Nach Verdächtige Geliebte und Heilige Mörderin ist Unschuldige Täter der dritte Roman in der Reihe um den hochbegabten Physikprofessor Yukawa, der für die Tokioter Polizei besonders anspruchsvolle Fälle löst. Auch der dritte Band besticht wieder durch einen spannenden Mordfall – und dieses Mal zudem auch durch eine ganz besondere, sommerliche Urlaubsatmosphäre.
Der fiktive Küstenort Harigaura hat schon bessere Zeiten erlebt. Im Sommer kommen immer weniger Touristen, die einheimischen Läden und Hotels schließen nach und nach. Setsuko und Shigehiro betreiben mit ihrer Tochter Narumi die Pension Grüner Felsen, die in diesem Sommer nur drei Gäste beherbergt: Ihren Neffen Kyohei, der seine Sommerferien bei ihnen verbringt, den Physikprofessor und Hobbyermittler Yukawa sowie einen dritten Gast, der in seiner ersten Nacht im Hotel ermordet wird.
Erzählt wird aus der Perspektive des Jungen Kyohei und seinen Familienmitgliedern. Obwohl man als Leser somit von Anfang an dabei ist und auch den Mord zeitlich miterlebt, bleibt doch unklar, wer den Mord begangen hat.
Nachdem sich die lokale Polizei eingeschaltet hat, nimmt auch der schon aus den ersten beiden Teilen bekannte Inspektor Kusanagi zentral aus Tokio weitere Ermittlungen auf. Gut, dass er sich auch bei diesem Fall wieder auf seinen alten Freund Yukawa verlassen kann, der vor Ort auf eigene Faust zu ermitteln beginnt. Auch wenn der Fall auf den ersten Blick nicht lösbar scheint, kombiniert Yukawa auch dieses Mal wieder die Hinweise so geschickt und mit logischer Präzision, dass am Ende sogar noch zusätzlich ein weiterer, lange zurückliegender Mordfall gelöst werden kann.
Professor Yukawa nimmt dabei die Stellung eines etwas verschrobenen, jedoch durchaus liebenswerten und hochintelligenten Eigenbrötlers ein. Da Yukawa selbst in der Pension wohnt, ist er unmittelbar betroffen und nimmt so auch in der Handlung einen bedeutenden Anteil ein. Gerade deshalb wirkt seine Figur in diesem
Roman wohl auch viel plastischer gezeichnet als in den vorherigen beiden Bänden der Serie.
Besonders gut eingefangen hat Keigo Higashino auch die sommerliche Atmosphäre am Meer, die wir vor allem durch die Augen von Kyohei erleben. Kyhohei und der Professor freunden sich an und verbringen viel gemeinsame Zeit, etwa bei kleinen Physikexperimenten, zusammen. Auch dies führt dazu, dass Yukawa deutlich nahbarer wird als in den vorherigen Romanen.
Zugleich scheint es Unschuldige Täter am Angang aber ein wenig an Dynamik zu fehlen. Die vielen verschiedenen Figuren zu Beginn und ihre ausführlichen Erlebnisse, die augenscheinlich nichts mit dem Mord zu tun haben, machen den Romaneinstieg nicht ganz einfach. Erst vom Ende gesehen erklärt sich, warum auf bestimmte, scheinbar eher nebensächliche Geschehnisse am Anfang so ein großer erzählerischer Fokus gelegt wird.
Der Klappentext des Romans legt den Fokus übrigens auf einen ganz anderen Aspekt und suggeriert, es würde sich um einen Wirtschafts- bzw. Umweltkrimi handeln, bei dem geplante Tiefseebohrungen vor der Küste Anlass für den Mord sind. Dieses Thema spielt aber eine untergeordnete Rolle. Prägend bleibt die kleine Pension Grüner Felsen, deren Bewohner sowie die sommerliche Atmosphäre.
Fazit
Ein kluger Kriminalroman mit besonderer Sommeratmosphäre.Verfasst am 6. Januar 2025 von Friederike Krempin