Die Politik Japans in der Edo-Zeit zeichnet sich durch eine vollständige Abschottung Japans von der Außenwelt aus. Natürlich ist klar, dass auch Rowlands Romanreihe um den japanischen Ermittler Sano Ichirô die Isolation Japans irgendwann einmal zum Thema machen würde.
Im dritten Band der historischen Krimireihe wird der oberste Ermittler des Shogun von Tokyo nach Nagsaki zu einer Inspektionsreise geschickt. Sein Widersacher Yanagisawa will ihn damit aus dem Einflussbereich des Shoguns bringen und Sanos Ruf in der Zwischenzeit ruinieren.
Für Sano bedeutet die Reise in die Hafenstadt Nagasaki also eine große Gefahr, für den Leser aber eine willkommene Abwechslung. Nagasaki ist zu diesem Zeitpunkt die einzige Stadt, über die der Handel mit dem Ausland abgewickelt wird. Unter strenger Bewachung haben sich auf der Lagune Deshima Holländer angesiedelt, die als eine der wenigen Nationen eine Handelserlaubnis haben. Der Kontakt mit den Holländern ist einfachen Japanern streng verboten, da man befürchtet, sie könnten die Japaner mit fremdem Gedankengut aufstacheln.
Sano wird in seiner Inspektionstätigkeit unterbrochen, als ein Toter Holländer aufgefunden wird. Er übernimmt die Ermittlungsarbeiten und lastet sich damit ein wenig zu viel auf: Die Holländer sind beleidigt und drohen mit Krieg.
Sano nimmt als einzigen seiner Gefolgsleute Hirata mit nach Nagasaki, alle anderen Charaktere sind neu. Die neuen Charaktere und neuen Schauplätze geben der Geschichte frischen Wind. Trotzdem aber gibt es auch bei diesem Roman wieder die alten Mängel: Zwar spielt die Geschichte irgendwie im historischen Japan und natürlich haben die historischen Umstände in gewisser Weise Einfluss, richtig plastisch wird die Edo-Zeit aber nicht dargestellt. Die Beschreibungen der Umgebung sind so stereotyp und fast schon zeitlos, dass sich jeder Nagasaki selber vorstellen kann, wie es ihm passt.
Auch die Hauptfigur Sano ist nicht ganz glaubhaft: Obwohl er in einem grausamen System arbeitet, das nur die Willkürherrschaft kennt, folgt er unerbittlich seinen Werten und Tugenden. Die Wahrheit aufzudecken und den Schuldigen zu finden sind seine einzigen Motivationen, für die er auch Lebensgefahr in Kauf nimmt. Trotz der ungerechten Verhältnisse und des korrupten Systems um ihn herum bleibt er ehrenhaft, verschafft sich keine Vorteile und greift nicht zu unlauteren Mitteln.
Der Austausch mit den Holländern, die Sano im Zuge seiner Ermittlungsarbeiten befragt, funktioniert übrigens über den Dolmetscher seltsamerweise problemlos. Wenn die Holländer antworten, analysiert Sano schon ihren Tonfall und die Mimik und zieht daraus eigene Schlüsse über die (Un-)Schuldigkeit.
Die Geschichte läuft wie immer bei Rowland etwas schleppend an und ist durch lange Dialoge gekennzeichnet, in denen über Schuld und Unschuld gesprochen wird – denn Sano muss weniger mit Beweisen ermitteln, sondern durch Befragung versuchen den Schuldigen zu finden. Somit bleibt auch dieser Roman wieder eine ganz nette Mischung aus Krimi und Geschichte, die durch ihre Kontinuität der Hauptpersonen und die ständige Fortsetzung in neuen Bänden eine leichte und unterhaltsame Lektüre bietet – mehr aber auch nicht.
Fazit
Durch den neuen Handlungsort und neue Personen schafft es Rowland auch im 3. Band weiterhin, auf einfachem Niveau zu unterhalten.Verfasst am 29. Mai 2011 von Friederike Krempin
Tags: Edo-Zeit, Laura Rowland, Nagasaki