Jedes Jahr bringt Bastei Lübbe einen neuen Band um den japanischen Ermittler Sano Ichirô heraus, der am Hof des Shogun in Edo (dem heutigen Tôkyô) Mordfälle löst. Der Wolkenpavillon ist Sanos mittlerweile 14. Fall – und diesmal geht es zunächst gar nicht um Mord.
Durch seine erfolgreichen Ermittlungen ist Sano zum Kammerdiener des Shôgun aufgestiegen und damit zum zweitwichtigsten Mann im Land geworden. Die Ermittlungsarbeit hat er schon lange an seinen Gefolgsmann Hirata abgegeben, aber mit den neuen Verwaltungsaufgaben langweilt er sich nur. Als seine Cousine vergewaltigt wird, ist dies ein guter Vorwand, die Arbeit wieder selbst in die Hand zu nehmen. Aus dem anfangs einfach erscheinenden Fall entwickelt sich eine Dynamik, die wie so oft das Leben Sanos und seiner ganzen Familie bedroht und schließlich die Machtverhältnisse am Kaiserhof umkehrt.
Vieles hat sich über die vierzehn Bände geändert. Kamen die früheren Bände in den Rezensionen nicht gut weg (zum Beispiel 1, 2), vor allem, weil die Handlung langatmig und die Atmosphäre nur wenig historisch war, gestaltet Rowland ihre Romane inzwischen um einiges ansprechender.
Dies liegt vor allem daran, dass inzwischen zahlreiche Figuren als feste Charaktere im Roman etabliert sind und es so neben der Haupthandlung – also der Ermittlung – zahlreiche Nebenhandlungen gibt, wie etwa die ersten Ermittlungsversuche von Sanos Sohn, die Intrige des Kontrahenten Yanagisawa und die Eheprobleme von Sanos Gefolgsmann Hirata. Damit sich diese Nebenhandlungen aber spannend lesen, wird einiges an Wissen über die Entwicklung der Charaktere vorausgesetzt.
Aber auch dann stellt der Roman weiterhin nicht mehr als solide Unterhaltungslektüre dar. Die Charaktere sind stark stereotypisiert, aufgeteilt in Gut und Böse. Der Mordfall ist weniger spektakulär und vor allem das immer gleiche Muster ist durchschaubar: Sano kommt in große Schwierigkeiten, weil der Shôgun ihm in seiner launenhaften Art ein Ultimatum setzt oder ihn wegen Verleumdungen bestrafen will. Und so scheint auch der Mordfall selbst weniger wichtig, ist das Ende des Buches deutlich auf eine Fortsetzung angelegt, in der erzählt wird, wie es mit Sano und seinen Gefolgsleuten weitergeht.
Fazit
Solide Unterhaltung für Fans der Serie. Ohne Hintergrundwissen aus vorherigen Bänden nur schwer verständlich.Verfasst am 30. September 2011 von Friederike Krempin
Tags: Edo-Zeit, Laura Rowland, Mord, Serien, Vergewaltigung