Mitsukos Restaurant

Mitsukos Restaurant



Als ich Mitsukos Restaurant das erste Mal in die Hände bekam, war mir der Titel schon ein Begriff. Es gab viele positive Besprechungen im Feuilleton über die Geschichte eines japanischen Feinschmeckerrestaurant in der deutschen Provinz. Zugleich gab es aber auch viele extrem schlechte Bewertungen von Lesern, was es für mich noch spannender machte, einmal direkt in dieses inzwischen auch schon etwas ältere Buch hineinzulesen.

Eine erste Enttäuschung gab es für mich: Es geht zwar um ein japanisches Restaurant in der Provinz, allerdings weniger um dessen Geschichte, als um die von Achim, der das Restaurant entdeckt und sich in dessen Köchin Mitsuko verliebt. Mitsuko ist allerdings liiert mit dem zwanzig Jahre älteren Eugen, einem Handwerker, der dafür sorgt, dass es in ihrem Restaurant auch seine berühmte Hausmacher-Wursteplatte gibt – für alle, die sich japanisches Essen nicht zutrauen.

Mitsukos Restaurant liegt nämlich in der Provinz, in einem Häuschen im Schwarwaldlook, das hauptsächlich von Wanderern besucht wird. Die Ausstattung des Restaurants ist dementsprechend gediegen deutsch statt japanisch, die Stammkundschaft könnte auch in jeder anderen Kneipe sitzen. Die kühle, manchmal etwas schnippische Mitsuko, die sich in Japan mit ihrer Familie überworfen hat, kämpft nun auf nahezu verlorenem Posten darum, ihre japanischen Spezialitäten und die Mitglieder des Wandervereins zu bringen.

Die Geschichte insgesamt ist sehr lebendig erzählt und es ergeben sich schöne Begegnungen und Konflikte zwischen der deutschen und japanischen Kultur – aber auch Gemeinsamkeiten, die karrikieren, dass eine Kombination von beidem wenig exotisch, sondern durchaus sehr bieder werden kann. Mitsukos Restaurant ist daneben eine Satire darauf, wie deutsche Japaner und die japanische Kultur sehen. Gerade die Erhöhung von japanischer Kultur, die bei Achim schließlich in den Kauf einer Teeschale für 450 Mark gipfelt, ist stets ein Thema und wird mit einem Augenzwinkern aufgenommen.

Zugleich ist das natürlich eine spezielle Thematik und das Zwischen-den-Zeilen-Lesen ist sicher nicht jedermanns Geschmack. Wie auch im später erschienenen thematisch sehr ähnlichen Roman Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln wählt sich Christoph Peters ein sehr spezielles Thema, mit einem wohl eher beschränkten Leserkreis. Lässt man sich auf dieses spezielle Thema ein, ist Mitsukos Restaurant durchgehend unterhaltsam und macht – sofern man die japanischen Gerichte, die im Roman vorkommen kennt, sicher auch etwas Appetit beim Lesen.

Fazit

Ein Roman, der polarisiert, auf jeden Fall aber eine spannende Lektüre für alle ist, die nach Büchern zum Thema deutsch-japanische Begegnungen suchen.

Verfasst am 28. März 2018 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 12. August 2019

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