Reiko Himekawa ermittelt wieder! Nach dem ersten Teil Blutroter Tod erscheint mit Stahlblaue Nacht der zweite Teil der insgesamt fünfteiligen Krimireihe – in Deutschland wird es wohl vorerst der letzte Teil bleiben.
War der Titel Blutroter Tod noch irgendwie in Zusammenhang mit dem grausamen Mord im ersten Teil zu bringen und damit verschmerzbar, dass der Originaltitel Strawberry Night für die deutsche Version umbenannt wurde, so hat Stahlblaue Nacht rein gar keinen Bezug mehr zum Geschehen in diesem Buch, sondern setzt einfach nur die Farbsymbolik des ersten Bandes fort.
Genau wie auch beim ersten Teil ist die Vorlage für die Übersetzung nicht das japanische Original, sondern die englische Version. Dies führt auch in Stahlblaue Nacht wieder zu sprachlichen Schnitzern: Die japanischen Okonomiyaki-Pfannkuchen werden als „Fladen“ bezeichnet und ein Frisörsalon liegt im ersten Stock, obwohl dies wahrscheinlich dem Erdgeschoss entsprechen dürfte (denn in Japan gibt es kein Erdgeschoss, dort beginnt die Zählung mit 1). Aber auch ansonsten fehlt dem Roman sprachlich teilweise etwas der Schliff. Die Sprache auch bei der Polizei ist sehr rau und umgangssprachlich – vielleicht ist das Original genauso. Dass Reiko sich aber beispielsweise mit „Reinigungsgel“ duschen möchte, hätte man sicher sprachlich nochmal etwas korrigieren können.
Der Fall selbst unterscheidet sich nicht so sehr vom ersten: Er ist wieder graumsam und sehr blutig. Allerdings ist er dieses Mal noch etwas komplexer und wird zwischendrin immer wieder aus der Ich-Perspektive des Täters erzählt. Das lockert die Handlung deutlich auf und würde mir den Anlass geben, Stahlblaue Nacht deutlich besser zu bewerten, wenn nicht das Geplänkel zwischendrin wäre: Während der Krimi zum Ende hin wirklich spannend ist, gibt es am Anfang sehr viel persönliche, aber absolut unwichtige Gespräche und Streitereien unter den Polizisten. Da wären zum Einen Reikos Teammitglieder, die heimlich in sie verliebt sind und mehr oder weniger um ihre Gunst buhlen. Zum Anderen gibt es aber auch Widersacher, die mit Reiko einen geheimen Krieg führen und sie beleidigen. Kusaka, Reikos größter Konkurrent, tritt in diesem Band noch deutlicher auf den Plan. Die Ermittlung ist eine Doppelermittlung, bei der beide gleichzeitig und im Wettkampf neue Ergebnisse zutage fördern. Hier ermittelt also nicht nur Reiko Himekawa wie es auf dem Buchumschlag steht, man müsste vielmehr sagen: Reiko vs. Kusaka ermitteln.
Fazit
Stahlblaue Nacht ist ein spannender, grausamer Krimi, sprachlich aber nicht ganz einwandfrei. Gute Unterhaltung, aber nicht das beste, was es auf dem Markt gibt.Verfasst am 3. Januar 2020 von Friederike Krempin