Leider lässt das Cover auf den ersten Blick nicht unbedingt auf einen Kriminalroman schließen. Die Frau im Anzug könnte genauso gut ein Coach sein und das Buch ein Ratgeber. Der Titel Blutroter Tod – im Original heißt der Krimi übrigens Strawberry Night lässt aber keine Zweifel daran, dass es hier um einen Mordfall geht.
„Die Frau hatte etwas an sich – etwas, das weit über den normalen detektivischen Spürsinn hinausging.“ Tetsuya Honda: Blutroter Tod
Diesen Mordfall darf die dreißigjährige Reiko Himekawa lösen. Reiko macht ihren Beruf aus Leidenschaft, ist dynamisch, schon früh in hoher Position, durchsetzungsfähig und unerschrocken. Nur heiraten möchte sie sehr zum Bedauern ihrer Mutter nicht – auch wenn sie im beruflichen Umfeld natürlich genug Männer hat, die heimlich in sie verliebt sind.
Reiko ist also wie so viele Ermittler in so vielen Krimis mit der Arbeit verheiratet. Um noch eins draufzusetzen, ist sie auch selbst Opfer eines Verbrechens geworden, ehe sie zur Polizei ging. Die Polizistin, die damals in Reikos Fall ermittelte, kam dabei um. In Reikos Gedanken spricht sie aber noch ab und an mit ihr und gibt Reiko Eingebungen, wie der Mordfall zu lösen ist. Ein bisschen überzeichnet? Ja, so wirkt das gesamte Buch.
Nicht nur die Figuren sind überzeichnet, nicht nur der Fall ist besonders grausam, auch die Sprache ist teilweise richtig derbe. Inwiefern das vielleicht auch durch die Zweitübersetzung aus dem Englischen kommt, lässt sich schlecht beurteilen, die typischen kleinen Fehler treten aber auf, wie beispielsweise Gyoza als „Klöße“ (im Englischen wahrscheinlich dumplings) zu bezeichnen:
„Ich hätte als Beilage gern Gyoza-Klöße bestellt, aber hinterher stinkt man so nach Knoblauch.“ Tetsuya Honda: Blutroter Tod
Die sprachliche Balance fehlt aber auch so etwas häufiger:
„Reiko griff sich ihre Handtasche, schleuderte sie über die Schulter und stakste davon.“ Tetsuya Honda: Blutroter Tod
„Die Frau war wirklich umwerfend, nicht so eine billige Barbiepuppe wie der Trampel Himekawa. Allein ihr Knochenbau! Einfach klasse. Na gut, die Braut schlief herum, aber wenigstens trieb sie es mit einem der Kreativchefs. So wünschte Gott sich die Frauen!“ Tetsuya Honda: Blutroter Tod
Wenn man über die sprachliche Umsetzung hinwegsehen kann, ist Blutroter Tod eine durchaus solide Krimikost ohne Längen.
Fazit
Ein unterhaltsamer, relativ durchschnittlicher Krimi.Verfasst am 3. Dezember 2019 von Friederike Krempin
Tags: Frauen ermitteln, Missbrauch, starke Frauen, Tetsuya Honda