Tokioregen

Tokioregen



Als Malu für ein Austauschprogramm ausgewählt wird und ein Jahr zu einer Gastfamilie nach Tokyo ziehen darf, geht für sie ein Traum in Erfüllung.

Nachdem Malu mit einem schweren Schicksalsschlag zu kämpfen hatte, lebt die 16-Jährige eher zurückgezogen. Sie träumt schon lange von Japan, doch zunächst macht ihr die große Metropole auch ein wenig Angst. Gut, dass sie von einer netten Gastfamilie empfangen wird: Die Gastmutter sowie der Gastvater nehmen sie sofort herzlich auf und auch mit der gleichaltrigen Gastschwester Aya nach anfänglichen Schwierigkeiten an. Es könnte alles so schön sein, wenn Aya und Malu nicht auf denselben Jungen stehen würden.

Tokioregen ist Yasmin Shakaramis Debütroman. Die Autorin hat selbst in Tokyo gelebt, was man ihren lebendigen Schilderungen im Roman auch anmerkt. Der Roman richtet sich zwar in erster Linie an Jugendliche, überraschenderweise hat er aber auch mich schnell gefesselt. Zum einen kreiert Shakarami liebenswürdige, lustige und teilweise sehr plakative Charaktere. Zum anderen enthält der Roman – neben viel Witz – auch tiefgründige Momente und schließlich auch eine spannende Liebesgeschichte.

Manchmal wirkt die Handlung aber auch ein wenig zu plakativ. Malu verliebt sich nicht in irgendeinen Jungen, sondern den wahnsinnig gut aussehenden und wahnsinnig reichen Kentaro. Der wiederum hat ein schweres Schicksal, da seine Mutter sich in einem Sanatorium aufhält und sein Vater gefühlskalt ist. Doch Malus Gegenwart gibt ihm schnell die Kraft, wieder glücklich zu sein.

Malu ist tollpatschig, wenig selbstbewusst und tritt in jede japanische Fettnäpfchen, das es gibt. Dass gerade sie Kentaro so schnell für sich gewinnen kann, wirkt ein wenig konstruiert. Auch war es mir fast ein bisschen zu viel, dass gerade, als sich die beiden ihre Liebe gestehen, ein großes Erdbeben Tokyo in Schutt und Asche legt.

Für die Handlung ist es zwar spannend, dass das Liebespaar sich im zerstörten Tokyo nun wiederfinden muss, teilweise wirkt die Geschichte aber unglaubwürdig: Während ganz Tokyo zerstört und viele Leute verletzt sind, fährt Malu mit ihren neu gewonnenen Freunden durch ganz Tokyo, um Kentaro zu finden. Das zerstörte Tokyo scheint hier mehr wie eine Abenteuerkulisse, das Leid der Menschen wird angesprochen, aber größtenteils auch wieder ausgeblendet.

Auch das Happy End ist ein wenig übertrieben. Ohne zu viel zu verraten: Fast alle Personen versöhnen sich und verwirklichen ihre Herzenswünsche. Für Malu wird Tokyo zu der Stadt, in der sie sich selbst findet.

Trotz der Kritik gibt es für Tokioregen jedoch eine eindeutige Leseempfehlung von mir. Zwar sind manche Passagen im Roman ein wenig überzeichnet, vergleicht man die Geschichte jedoch mit einer Manga- oder Animegeschichte, so wäre sie keineswegs überzeichnet. Gerade die Überzeichnung gibt dem Roman schließlich auch seinen Reiz, der Handlung ihre Dynamik und den Figuren ihre Farbe.

Fazit

Ein spannendes Jugendbuch und ein Geschenktipp für jüngere Japanfans, die von einem Aufenthalt in Tokyo träumen.

Verfasst am 10. November 2024 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 13. November 2024

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