Was zeichnet die zeitgenössische japanische Literatur aus? Welche Schriftsteller außer Haruki Murakami und Hiromi Kawakami gibt es noch, die für uns interessant sein könnten? Dieses Kompendium gibt einen ausführlichen Einblick in die aktuelle japanische Literaturlandschaft.
Normalerweise sind solche Kompendien informativ, dafür aber ziemlich trocken und oft auch in einem komplizierten wissenschaftlichen Stil geschrieben. Hier ist es ganz anders. Dieses Buch ist zwar informativ, zusätzlich aber auch noch sehr ansprechend aufgemacht. Dies zeigt sich schon allein an den Überschriften zu den Autorenportraits, die neugierig machen:
Erdbeeren zur Rushhour
Playstation goes Bücherregal
Ganz anders als zum Beispiel in japanische Literatur von Hijiya-Kirschnereit sind es hier nicht die bekannten, kanonisierten Autoren, die vorgestellt werden, sondern auch junge Autoren, die zudem auch Trivialliteratur schreiben.
Und das macht den Reiz des Buches aus: Es zeigt unverblümt die Themen, die die japanische Literaturwelt beschäftigen. Die Literaturübersicht reicht bei den meisten Autoren sogar bis 2011 und ist so sehr aktuell.
Wir erfahren von einem Punk, der die Gesellschaft kritisiert, gleichzeitig aber für Sony wirbt (Kô Machida) oder einer Autorin, die mit dem Geist der Zeit geht und wöchentlich einen Essay im Internet veröffentlicht (Taguchi Randy). Auch Dinge, die dem deutschen Leser bisher verborgen blieben, offenbart dieses Buch, nämlich beispielsweise, dass Masaya Nakahara im Herbst 2010 ein Buch mit dem Titel 1Q84 ika! (Weniger als 1Q84!) veröffentlicht hat.
Autorenportraits
Die Autorenportraits sind alle knapp gehalten und beschränken sich auf das Wesentliche: Auf drei bis vier Seiten werden besondere Charakteristika der Autoren zusammengefasst und ausgewählte Werke vorgestellt. Die Texte sind nicht literaturwissenschaftlich trocken, sondern pointiert, fokussieren auf das, was an den einzelnen Autoren besonders interessant ist.
Den einzelnen Autoreneintrag komplettiert eine praktische Übersicht, die den Debützeitpunkt, Preisverleihungen und Themen, mit denen sich der Autor befasst, enthält. Die Themen sind kurz und knapp als Schlagworte formuliert. Schade, dass es in einem Buch nicht wie auf einer Webseite möglich ist, diese Schlagworte miteinander zu verlinken.
Als letztes werden einige ausgewählte Werke vorgestellt, bei denen auch immer deutsche oder englische Übersetzungen angegeben werden, wenn sie existieren.
Die Literaturkarte
Yomitai! kombiniert auf moderne Weise verschiedene Medien. Nicht nur wird in einem Extrakapitel auf Webseiten von Schriftstellern und damit dem Internet Platz eingeräumt, auch liegt dem Buch selbst eine herausnehmbare Karte bei, mit der sich die Autoren in die aktuelle Literaturlandschaft einordnen lassen.
… und noch mehr
Neben den Autorenportraits, die den Großteil des Buches einnehmen, gibt es aber noch jede Menge weitere Informationen. In einem Glossar werden Trends, Themen, Begriffe, Genres und Merkmale des japanischen Buchmarktes erklärt (circa 60 Seiten), ein Aufsatz über die moderne Literatur in Japan gibt einen Gesamtüberblick (circa 40 Seiten) und eine Top Ten gibt zum Schluss noch zehn Leseempfehlungen.
Autoren und Autorinnen, die vorgestellt werden (60)
Zu allen Autorennamen, die mit einem * versehen sind, liegen Übersetzungen auf Deutsch vor, bei ** gibt es Übersetzungen auf Englisch.
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Fazit
So macht japanische Literatur Spaß: Unterhaltsame Autorenportraits, Erklärungen zum japanischen Buchmarkt und der Gegenwartsliteratur, dazu Lesetipps.Verfasst am 26. Januar 2012 von Friederike Krempin
Tags: Lisette Gebhardt, Literatur