Andreas, der sich selbst als Japan-Freak bezeichnet und unbedingt dort leben möchte hat es geschafft: Mit Junko hat er in Japan seine große Liebe gefunden. Doch anstatt mit seiner Angebeteten ein Leben in Japan zu beginnen, zieht er der Liebe wegen zurück nach Deutschland.
Strategisch ist das aber gar nicht so unklug, denn Andreas und Junko möchten langfristig gesehen natürlich eine Familie gründen. Deshalb ist es absehbar, dass Andreas arbeiten muss, während Junko in der Babypause zu Hause bleibt – und das wird in Japan zunächst wohl etwas schwierig für ihn. Andreas schafft es nämlich, genau in einem der wenigen Unternehmen traditionell im Bewerbungsanzug zu erscheinen, bei dem dieser eher hinderlich ist. Ganz zu schweigen von der Verspätung zum Bewerbungstermin, da Japan weder Straßen- noch Hausnummern kennt. Mit einer japanischen Arbeitsstelle wird es für ihn so schnell also nichts.
Andreas nimmt sein verpatztes Vorstellungsgespräch aber mit Humor – und das ist auch genau die richtige Ausgangslage für dieses Buch, dessen Geschichte auf seinen und den Erlebnissen seiner Frau Junko basiert. Deutsch-japanische Paarbeziehungen sind heute nicht mehr absolut exotisch, auch über deutsch-japanische Begegnungen wurde schon einiges geschrieben. Auch die Geschichte von Andreas‘ und Junkos Zusammenfinden über ihre Hochzeit bis zur Geburt ihrer Tochter ist wohl nicht besonders außergewöhnlich. Wer aber schon Bücher von Andreas Neuenkirchen gelesen hat, weiß, dass er wunderbar humorvoll erzählen kann:
Wir essen gerne Nüsse. Aus einer Schale, beim Fernsehen. Über die Nüsse sind wir meist einer Meinung. Über die Fernsehsendungen nicht immer. Über die Schale schon gar nicht. Junko hat eine Schale gekauft, die extra und ausschließlich für den Nussverzehr gedacht ist. In meinem Haushalt wurden bereits vor Junkos Ankunft Nüsse aus Schalen verzehrt […]. Es waren ausgesprochen asiatische Schalen. […]
Als ich Junko zum ersten Mal Nüsse aus einer der Asia-Kitsch-Schalen serviere, sagt sie: „Müssen wir die ausgerechnet daraus essen? Das gefällt mir nicht.“ Daraufhin kauft sie eine Bayern-Kitsch-Schale auf einem Trödelmarkt, die sie für vollkommen geschmackssicher hält. (173f.)
Die Perspektive wechselt zwischendurch von Andreas zu Junko, wobei Andreas den größten Teil übernimmt und man Junkos Teil anmerkt, dass Andreas ihn ins Reine geschrieben hat (worauf aber auch im Buch nochmal deutlich hingewiesen wird):
[Junko:] Meine Eltern haben, wie die meisten Japaner, durch ihre Erziehung verinnerlicht, dass sie auf gar keinen Fall Essen übrig lassen dürfen. Das ist bei deutschen Portionen aber für einen Japaner völlig unmöglich. Das ging so weit, dass mein Vater beinahe das Haus nicht mehr verlassen wollte, weil er Angst hatte, auswärts etwas essen zu müssen, dessen Umfang er nicht absehen konnte. (189)
Matjes mit Wasabi ist kein Ratgeber, wie man eine interkulturelle Beziehung führen sollte. Sehr angenehm ist, dass Andreas nie den Finger hebt, wie man es besser machen könnte oder sollte. Und dass sein Buch auch nicht in Stereotypien abdriftet, da er alles mit viel Humor beschreibt – und auch sich selbst dabei nicht zu ernst nimmt. Und so liest sich die Geschichte der beiden – auch wenn es eigentlich eine relativ „alltägliche“ Geschichte ist – sehr unterhaltsam.
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Fazit
Wunderbar unterhaltsam geschrieben, mit viel Humor und für alle, die interkulturelle Beziehungen lieben und leben.Verfasst am 2. Mai 2016 von Friederike Krempin
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 18. August 2019