Ausgehend von einer Strukturanalyse der momentan gesellschaftlichen Verhältnisse entwickelt Chie Nakane eine Gesellschaftsbeschreibung, die es ermöglichen soll, die japanische Gesellschaftsstruktur besser zu verstehen.
Ein Mensch kann seine Gruppenzugehörigkeit auf zwei Weisen definieren: Über Attribut und Rahmen. Definiert sich ein Journalist beispielsweise als solcher, definiert er sich über sein Attribut. Stellt er sich dagegen als Mitarbeiter von Medienunternehmen XY vor, definiert er sich über einen Rahmen. In Japan definiert man sich nach Nakane vor allem über den Rahmen, was an einer starken Bindung an die Gruppe liegt.
Für Nakane ist diese Gruppenbildung begründet in der traditionellen japanischen Sozialstruktur, die ursprünglich auf die japanische Familie, das ie 家, zurückgeht. Heute wird die traditionelle Struktur – trotz Modernisierung – immer noch verwirklicht, was sich vor allem im Arbeitsleben, also in der lebenslangen Anstellung und der besonderen Bindung zur Firma, zeigt.
Nakane erklärt ihre Hypothesen sehr ausführlich und mit vielen Beispielen, aber ohne Statistiken oder Studien. Vergleichsgröße für sie ist immer wieder das indische Kastensystem, das ihrer Meinung nach den Gegensatz zur Organisation der japanischen Gesellschaft darstellt.
Auch wenn es fraglich ist, ob alle Beschreibungen Nakanes, die zu Beginn der 70er Jahre entwickelt wurden, ist dieses Werk doch ein Klassiker, auf das man immer wieder stößt, wenn man sich mit der japanischen Gesellschaft auseinandersetzen will.
Fazit
Wissenschaftlich nicht mehr auf dem aktuellsten Stand, jedoch ein gutes Dokument, wie man japanische Soziologie in den 70ern betrieben hat.Verfasst am 18. August 2011 von Friederike Krempin
Tags: Nihonjinron, Psychologie