Hirasaka leitet ein ganz besonderes Fotostudio: Irgendwo in einer eigenen Realität, zwischen Leben und Tod, hilft er kürzlich Verstorbenen, auf ihr Leben zurückzublicken und damit abzuschließen.
Dies geschieht mit Hilfe von Fotos aus ihrem Leben, aus denen sich die Verstorbenen pro Lebensjahr eines aussuchen dürfen. Eine kaleidoskopartige, sich drehende Lampe wird damit bestückt und die Fotos schließlich wie ein Film darauf abgespielt. Ist der so entstandene Foto-Film vorbei, reisen die Verstorbenen weiter in eine Welt, aus der es kein Zurück mehr gibt.
Hirasaka hilft aber nicht nur bei der Auswahl der Fotos, er fängt die Verstorbenen auch emotional auf, wenn sie bei ihm erscheinen. Die meisten sind zunächst über ihren Tod schockiert und müssen diesen Schock erst überwinden. Andere möchten sich nicht vom Leben verabschieden und sind traurig. Doch Hirasaki unternimmt mit ihnen eine letzte Zeitreise zu einem wichtigen Moment in die Vergangenheit und hilft ihnen, sich so an ihre guten Momente zu erinnern, dass sie mit dem Leben abschließen können.
Auf 150 Seiten empfängt Hirasaka insgesamt drei Gäste, darunter auch ein Kind. Keine der drei Geschichten ist dabei zu sentimental. Die Autorin Hiiragi schafft es mit einer ruhigen, unaufgeregten Erzählweise vielmehr, eine freundliche, zuversichtliche Stimmung entstehen zu lassen, ohne die Geschichten zu sehr ins Kitschige zu ziehen. Es klingt vielleicht widersprüchlich, aber obwohl es in den Erinnerungsfotografen um den Tod geht, ist der Tod gar nicht so präsent, sondern vielmehr sind es die letzten besonderen Erlebnisse der Verstorbenen.
Dieser Aspekt hat mich an den Erinnerungsfotografen positiv überrascht, denn ich hatte ein traurigeres, schwermütigeres Buch erwartet. Trotzdem würd ich das Buch nicht unbedingt denjenigen empfehlen, die einen Todesfall zu verkraften haben und Trost suchen. Vielmehr ist es die passende Lektüre für alle, die sich mit der Frage beschäftigen, was sie aus ihrem Leben machen und welche besonderen Momenten sie noch erleben möchten – um nachher genau wie die Figuren im Buch zufrieden auf ihr Leben zurückblicken zu können.
Fazit
Ein ruhiges, sanftes Buch über die Aussöhnung mit dem eigenen Leben kurz vor dem eigenen Tod.Verfasst am 20. Dezember 2024 von Friederike Krempin