Auf eigenen Erlebnissen beruht dieser Roman, in der die Belgierin Amélie sich verpflichtet, für ein Jahr in einer japanischen Firma zu arbeiten. Sie erlebt dort die negativen Seiten japanischer Unternehmenskultur: starke Hierarchien, unsinnige Befehlsstrukturen und Demütigungen.
Was für die Autorin damals vielleicht schwierig war, liest sich erstaunlich leicht und beschwingt. Zum Einen liegt das wohl daran, dass Nothomb sich vollkommen auf die Darstellung der Arbeitswelt konzentriert. Sie erzählt ausschließlich davon, was die Protagonistin auf der Arbeit erlebt, alle anderen persönlichen Aspekte bleiben außen vor. Zum Anderen wird der eigentlich schwierige Text aufgelockert durch die Ironie der Protagonistin, ihr widerständlerisches Wesen, dass sich nicht einschüchtern lässt.
So liest sich der interkulturelle Bürokrieg teils recht amüsant, teils spannend, aber teils auch bitterböse. In einer Passage urteilt die Protagonistin den japanischen Lebensstil bitterböse ab. Für eine japanische Frau, die demnach keine Freuden im Leben hat, gibt es nur einen Ausweg: Selbstmord.
Liest man das Buch mit einem Augenzwinkern, betrachtet man es als Parodie, dann bietet es auf jeden Fall einen Einblick in eine Seite Japans, die oft idealisiert wird. Dieses Buch ist deshalb auch eine gute Leseempfehlung und ein gutes Geschenk für diejenigen, die es sich, ohne Japanerfahrung, schon fest in den Kopf gesetzt haben, dort arbeiten zu wollen.
Fazit
Hierarchie, Demütigung und Ausgrenzung. Nothomb beschreibt die Schattenseiten des japanischen Arbeits- und Lebensstils.Verfasst am 6. Dezember 2011 von Friederike Krempin