Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen erzählt in zwölf kurzen Geschichten von Glück und Zuvertrauen, allerdings auf ganz andere Art und Weise, als Cover und Klappentext des Buches es suggerieren.
Mit Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen (japanischer Originaltitel: donnerstags einen Kakao) knüpft der Kindler-Verlag an den Erfolg von Frau Komachi empfiehlt ein Buch an. Dass der Verlag für dieses Buch mit einem Japanbezug werben möchte und dafür auch das schöne Bild eines kleinen Cafés am Rande einer Kirschbaumallee nutzt, ist in gewisser Weise nachvollziehbar. Es ist jedoch unverständlich, wie Buchmarketing und Inhalt insgesamt so weit auseinander liegen können.
Der Klappentext erzählt – passend zum gewählten Titel des Buches – ausschließlich von einem Café unter Kirschbäumen und verspricht über dessen Gäste:
„Sie alle kommen, um in dem Café einen Moment innezuhalten. Und die meisten Besucher brauchen mehr als nur eine heiße Schokolade, um ihrem Leben eine neue Wendung zu verleihen.“
Man könnte also vermuten, es handelt sich bei Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen um einen weiteren Feel-Good-Roman, der ähnlich wie der Roman über das Mondscheincafé oder der Roman über das Café Funicula von unterschiedlichen Schicksalen verschiedener Personen und wie diesen in den Cafés auf magische Weise geholfen wird, erzählen.
Tatsächlich kommt das Café selbst aber nur zu Beginn und zum Ende des Romans kurz vor. Auf 192 Seiten enthält das schmale Büchlein zwölf Geschichte, die alle lose miteinander zusammenhängen. Erzählt die eine Geschichte beispielsweise von einem Gespräch zwischen zwei Freundinnen und dem Hochzeitswunsch der einen Freundin, so begleitet die nächste Geschichte dieses Freundin auf ihre Hochzeitsreise nach Sydney. Dort lernt sie ein älteres Ehepaar kennen, von dem wiederum die nächste Geschichte handelt. Ein Großteil der Geschichten spielt also noch nicht einmal in Japan.
Wie eine Reihe von Dominosteinen, angestoßen durch den Kellner Wakaru im Café Marble und endend mit ihm präsentiert Michiko Aoyama sehr kurze Geschichten, die Einblicke in besondere Situationen einzelner Menschen geben. Was die Geschichten verbindet, sind deren Figuren, deren Lebenswege sich alle auf eine besondere Weise kreuzen:
„Vielleicht spielte aber auch ein jeder von uns mehr oder weniger eine solche Rolle im Leben eines anderen Menschen. Wir lösen in einem anderen etwas aus und ermuntern ihn dadurch zu Veränderungen – ohne es zu wissen.“ (Zitat aus: Michiko Aoyama, Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen, E-Book-Ausgabe)
Zudem ist jeder Kurzgeschichte eine eigene Farbe zugeordnet. Diese Farben gaben dem ersten Sammelband der Kurzgeschichten, die ursprünglich zwischen Juni 2015 und Mai 2016 in der Onlineausgabe des Magazins Japaralia erschienen sind, den Namen Zwölf farbige Pastelle. Vielleicht wäre dieser Titel auch für die deutsche Ausgabe passender gewesen und hätte die stille Ästhetik, die Aoyamas kleine, zuversichtliche Geschichten enthalten, besser verkörpert.
So verbleibt beim Lesen eine ständige Irritation darüber, dass die Handlung sich ganz anders entwickelt als erwartet. Bei mir persönlich kam daneben eine gewisse Enttäuschung über die Geschichten an sich hinzu. Bei zwölf Erzählungen auf 192 Seiten bleibt nicht viel Raum für ausführliche Handlungen. Die Geschichten bleiben durch ihre Kürze aber stark an der Oberfläche und sind nicht so ausführlich gestaltet wie in Frau Komachi empfiehlt ein Buch.
Chronologisch betrachtet ist Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen einige Jahre vor Frau Komachi empfiehlt ein Buch erschienen. Dass die Geschichten in Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen, die zudem für ein Online-Format gefertigt wurden, somit nicht so weit ausgearbeitet wurden, ist verständlich. Wer Michiko Aoyama kennenlernen möchte, sollte am besten zu Frau Komachi empfiehlt ein Buch greifen.
Fazit
Eine Sammlung kurzer Erzählungen, die wenig mit dem gemeinsam haben, was der Klappentext beschreibt.Verfasst am 31. Dezember 2024 von Friederike Krempin