Funiculi Funicula ist ein kleines, unscheinbares Café im Souterrain eines Hauses. Das Café gibt es bereits seit 1874, also dem Beginn der Meiji-Ära. Die Einrichtung von damals ist fast vollständig erhalten, was dem Gastraum eine altmodische, aber zugleich gemütliche Atmosphäre verleiht.
In dem Café finden gerade einmal 9 Personen Platz. Eine davon ist eine Frau in einem weißen Kleid, die den ganzen Tag in ihrem Buch liest. Verlässt sie ihren Platz kurzzeitig, so können Besucher auf ihrem Stuhl in die Vergangenheit reisen – und genau das ist die Besonderheit, die dieses Café auszeichnet und worum sich die vier Geschichten in diesem Buch drehen.
Allerdings gibt es für jede Zeitreise fünf Regeln:
- Man kann nur die Person in der Vergangenheit treffen, die das Funiculi Funicula selbst schon einmal besucht hat.
- Die Gegenwart lässt sich durch eine Zeitreise nicht beeinflussen.
- Man kann sich nur auf die Zeitreise begeben, indem man sich auf den magischen Stuhl setzt. Wann der Platz frei wird, bestimmt allein die Frau im weißen Kleid. In der Regel ist dies der Fall, wenn sie zur Toilette muss.
- In der Vergangenheit muss man auf dem Stuhl sitzen bleiben.
- Man kann sich nur so lange in der Vergangenheit aufhalten, wie der Kaffee, den man mitbringt, noch nicht kalt geworden ist.
Vor diesem Hintergrund erzählen vier lose miteinander verknüpfte Geschichten von vier Personen, die in die Vergangenheit (und in einem Fall sogar in die Zukunft) reisen, um mit Personen zu sprechen, zu denen sie in der Gegenwart keinen Kontakt mehr haben oder die verstorben sind.
Eine davon ist beispielsweise Frau Kohtake, deren Mann an Alzheimer erkrankt ist. Die Reise in die Vergangenheit ermöglicht es ihr, sich noch einmal mit ihrem Mann offen auszusprechen und so für sich mit der Situation in der Gegenwart besser umgehen zu können.
Nach diesem Muster sind alle Geschichten im Buch aufgebaut: Auch wenn sich die Gegenwart nicht ändern lässt, können die Personen an ihrer Einstellung arbeiten, um die Gegenwart besser zu akzeptieren.
Um die Episoden herum wird daneben eine kleine Geschichte um den Cafébesitzer Nagare, seine Frau Kei und die Cousine Kazu aufgebaut, die alle im Café arbeiten. Was es mit dem über hundert Jahre alten Café genau auf sich hat, wer die geheimnisvolle Frau im weißen Kleid ist und wieso gerade in diesem Café Zeitreisen möglich sind, darüber erfährt man aber leider nichts.
Im Vordergrund stehen die einzelnen, episodenhaften Geschichten und die immer ähnliche Kernaussage. Wirklich in die Tiefe gehen die Geschichten nicht und auch überraschende Momente fehlen leider. Dies macht Bevor der Kaffee kalt wird keineswegs zu einem vollkommen uninteressanten Roman, jedoch fehlten mir die für ein Buch in diesem Genre doch eher erwartbaren besonderen Einsichten, „Lebensweisheiten“ und Aha-Momente.
Fazit
Kleine Erzählungen über die Reise in die Vergangenheit und wie man selbst in der Gegenwart glücklich werden kann, ohne die Vergangenheit zu ändern.Verfasst am 27. Februar 2022 von Friederike Krempin