Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai



Sano Ichirô ermittelt in seinem zweiten Fall: Diesmal hat er es gleich mit mehreren Morden zu tun. Ein Unbekannter ermordet scheinbar wahllos Menschen, stellt ihre Köpfe als Trophäen aus und versieht sie mit kleinen Namenszetteln von längst verstorbenen historischen Personen.

Auch wenn die Bürger Edos in Angst und Schrecken geraten und sich Panik ausbreitet, sind die Mordermittlungen an sich doch eher unspektakulär. Bald wird klar, dass der Mörder eine alte Familienfehde weiterführt und sich an den Nachkommen der Feinde seiner Ahnen rächt. Bis Sano die Verdächtigen präsentiert werden und die Ermittlungen dann richtig losgehen – und bis es auch endlich etwas spannender wird – vergehen einige Seiten mit langweiligem Geplänkel.

Der Erzählstil ist wie schon bei Sanos erstem Fall recht langatmig, geht rein chronologisch vor und macht kaum Zeitsprünge. Die Handlung zieht sich dadurch unnötig in die Länge. Ein wenig Würze bekommt sie allerdings durch die Frau Aoi, eine Ninja, die Sano beseitigen soll, sich dann aber in ihn verliebt. Auch was leidenschaftliche Szenen angeht, hat Rowland in diesem Roman im Gegensatz zum Vorgänger aufgerüstet: Leidenschaftliche Liebesszenen und Vergewaltigungsszenen wechseln sich ab.

Vieles scheint wieder gekünstelt statt spannend: Durch eine Intrige des Kammerherrn Yanagisawa hat Sano nur noch fünf Tage Zeit zu ermitteln. Mehr Dynamik kommt dadurch aber auch nicht in die Handlung – wer Rowlands Romane kennt weiß, dass die fünf Tage dann auch genau zur Ermittlung ausreichen werden. Auch manche Formulierungen wirken etwas überdramatisiert anstatt mehr Spannung in die Geschichte zu bringen, zum Beispiel, wenn Sano das Blut in den Adern gefriert, weil er bemerkt, dass der Mörder seine Morde vorher sorgfältig plant. Ist ein Merkmal von Mord nicht immer, dass er vorher irgendwie geplant war?

Ob dieser Roman wirklich das historische Leben der Edo-Zeit wiedergibt, ist fraglich. Man müsste ein Historiker sein um dies zu beurteilen. Kleine Fehler fallen aber schon auf, zum Beispiel wenn ein Junge seine Zeitungen mit den aktuellen Mordmeldungen verkauft, obwohl es ein Zeitungswesen in der Edozeit noch gar nicht gab. An solchen kleinen Details sollte man sich jedoch nicht aufhängen, denn Ziel des Romans ist es nicht, irgendeine historische Situation wirklich wiederzugeben. Die gesamte Hintergrundumgebung ist im Grunde – bis auf den Weg des bushido, der immer wieder betont wird – recht austauschbar und könnte auch in einem anderen asiatischen Land spielen.

Dieser Fall ist also nicht spektakulär, aber das Drumherum ist durchaus spannend, wenn man die gesamte Sano Ichirô-Serie liest: Dann gibt es in diesem Band einige wichtige Entwicklungen, wie die Einführung der Figur des Yanagisawa und die Erzählung seiner Geschichte, denn Yanagisawa wird in den folgenden Bänden zu Sanos Hauptkontrahenten.

Fazit

Wie Rowlands übrige Fälle ist auch dieser eine Empfehlung für Leser, die einfachen Lesestoff und Serien mögen.

Verfasst am 22. September 2011 von
Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 18. August 2019

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