Dieser Sammelband enthält vier weitere Geschichten von Yasushi Inoue, die durch eine gemeinsame Klammer zusammengehalten werden: In ihnen versuchen Erzähler und Protagonisten, Vergangenes zu rekonstruieren und Erinnerungsfragmente zusammenzufügen.
In Der Vulkan erzählt Inoue, wie wir es schon aus Das Tempeldach, der Tod des Teemeisters oder Schwarze Flut kennen ein historisches Ereignis nach: Der Ausbruch des Bandai-Vulkans, der im Jahr 1888 mehrere hundert Menschen das Leben kostete, weil niemand die Anzeichen des kommenden Ausbruchs wahrnahm, wird hier aus der Sicht eines Beamten, der in die Provinz reist nacherzählt. Inoue beschreibt die seltsame Stimmung in der Natur, das Verhalten der Tiere und die Bewegungen des Erdreiches kurz vor dem Vulkanausbruch. Die spannungsgeladene Stimmung vor der Naturkatastrophe, die er mit dieser Geschichte einfängt, ist faszinierend und gruselig zugleich.
Auch in den weiteren Geschichten rekonstruiert Inoue Erinnerungen, sei es, dass ein Erzähler in Schilf seine Kindheitserinnerungen ordnet, sei es, dass ein Journalist in Der Fälscher eine Künstlerbiografie rekonstruiert.
Keine Geschichte hat dabei einen Absolutheitsanspruch an Wirklichkeitsdarstellungen. Wo Erinnerungslücken aufbrechen, wird dies in den Erzählungen auch deutlich. Das Zugeständnis des Erzählers oder Protagonisten, nicht lückenlos erzählen zu können, bringt den Texten einen gewissen Charakter an Authentizität ein.
Inhalt
Der Vulkan (1961)
Schilf (1956)
Der Fälscher (1951)
Die Singdrossel (1961)
Fazit
Aus heutiger Sicht wohl etwas unscheinbar und handlungsarm, eröffnen sich diese Geschichten vor allem aufmerksamen, geduldigen Lesern.Verfasst am 14. September 2012 von Friederike Krempin
Tags: Erinnerung, Japanische Bibliothek im Insel Verlag, Vulkan, Yasushi Inoue